22 Oktober 2023

von Onyx und Revolt

 
Wie genau ich an die 1-Zimmer-36 qm-Wohnung
im 2. Stock einer Satellitengemeinde im Strohgäu
gekommen war, weiß ich heute nicht mehr.

Aber sie hatte sich selbst dann nicht als wirklich ideal 
herausgestellt, wenn man mal außen vor ließ, dass ich dort
die persönlich schlimmsten Monate meines Lebens
verbringen würde.

Ich hatte unter den zahlreichen Wohnungen in dem Gebäude
nämlich nicht nur die Gebäudeseite direkt an der
Hauptstraßenkreuzung erwischt.

Nicht nur war unten gleich um die Ecke die Eisdiele
mit Außensitzbereich und langen Abenden im Sommer.

Nein, die Wohnung lag auch noch perfekt gegenüber des
Bahnhofs. Wo es morgens schon vor 5 Uhr losging mit den
ersten Frühzügen aus Heilbronn.

Weiß der Geier, wie ich das damals hinbekommen habe,
im Sommer mit weit geöffnetem Fenster zu schlafen.

Jung müsste man nochmal sein.

Aus Arbeitsweg-Sicht war die Wohnung entweder perfekt
oder ein Albtraum gewesen, je nach Standpunkt:
Ich musste nämlich nur ein Stockwerk die Treppe nach
unten laufen, dann war ich in unserem Büro.

Es sollten in Summe drei eher schwierige, schwere Jahre
werden, die ich dort verbrachte, aber bevor ich dort (auch
wieder durch einen Zufall) wegzog, lief ich eines Tages in 
der Mittagspause einmal zu den Bahnhof-Graffittis rüber.

Tatsächlich stand an einem der Graffitis, welche mir gefielen,
nicht nur der Name des Sprayers - ONYX.

Sondern auch seine Telefonnummer.
Die schrieb ich mir auf.
Zu meiner großen Überraschung stelle ich 25 Jahre später
bei einer kleinen Surftour mit Google Street View fest:

Teile des Graffitis, der Name des Sprayers
und seine Tel.Nr. 
stehen
immer noch an dieser Wand.




Zurück ins Jahr 1998.
Ich möchte im Wohnzimmer der neuen Wohnung (nun in
Ludwigsburg) ein Graffiti quer über die ganze Wand.

Mir fällt ONYX wieder ein.
Ich finde den Zettel mit seiner Festnetznummer (Handys
gab es für mich zwar schon seit zwei Jahren, aber das
Telefonieren damit war noch scheißteuer).

Am anderen Ende geht eine ältere Dame ran. Ja, ihr Sohn
mache Graffitis, er sei aber derzeit im Ausland und würde
sich nach seiner Rückkehr melden.

Das tut er auch. Wir vereinbaren ein Treffen in meiner Wohnung.
Er bringt einen Freund mit, REVOLT.

Die beiden haben eine Mappe mit Fotos all ihrer Arbeiten dabei.
Ich erkläre grob, was ich mir vorstelle, und vor allem, dass
alles bis zu meiner Geburtstagsparty fertig sein muss!

Wenig später rücken die Sprayer mit äußerst umfangreichem
Equipment an und verwandeln mein Wohnzimmer temporär
in eine Lackierer-Halle.



Von der Vorskizzierung bis zur fertigen Klarlackierung
wird ein ganzer Tag vergehen, dann ist alles fertig.
Samt der Signierung von ONYX und REVOLT.

Mit dem Ergebnis bin ich nicht ganz zufrieden, aber es
ist zum Einen irgendwie witzig. Und zum Anderen wird
es (zusammen mit dem Baum im Schlafzimmer) zu
dem Markenzeichen dieser Wohnung werden.



Zwar geht noch die Dreier-Couch dabei kaputt (kann
aber von mir in Eigenregie repariert werden) und es
wird ein 48-stündiges Dauerlüften mit geöffneten
Fenstern Tag und Nacht und 2 Ventilatoren erforderlich
werden, bis der Lackgeruch halbwegs aus der Bude raus ist.

Aber zur Geburstagsparty ist alles trocken und man
kann in dem Raum feiern. Und wie.


Nun steht bald wieder ein Umzug an.
Eine neue Umgebung.
Eine neue Wohnung.

Und diesmal möchte ich auch wieder Wandtattoos haben.
Diesmal aber aufklebbare^^.

10 Kommentare:

  1. Ich warte ja noch immer auf die Fortsetzung der Geschichte mit der Tochter der Immobilienmaklerin, die ihrer Mutter Geschäft übernommen hatte...

    AntwortenLöschen
  2. Da sind Sie nicht der Einzige, Doc! :-)

    AntwortenLöschen
  3. Ich warte mit... :-)
    Und Rain, weißt du, was noch toll wäre? Blogempfehlungen! Oder ist Bloggerhausen tatsächlich so ausgestorben, wie es auf mich wirkt?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich weiiiiiiß….komm….oh! Das muss Dein erster eingeloggter Kommentar seit….Soulweeper sein!?

      Du fragst leider den Falschen: Ich lese tatsächlich absolut KEINE anderen Blogs mehr aus Zeitgründen. Auf mich wirkt Bloghausen wie eine Geisterstadt.

      Aber Moya legt mir immer wieder diese ans Herz:
      - Dr. Schwein
      - Seekrank im Matrosenpulli
      und ich glaube irgendwas mit „Novemberregen“.
      Sowie -natürlich- Dancer on Sand.

      Löschen
    2. Gar nicht eingeloggt. :-) Händisch eingetragen! (Und im übrigen prangere ich an, dass es hier diesen W.hatsA.ppSmiley mit den rollenden Augen nicht gibt. :-)) Der Cookietrick funktioniert irgendwie nicht.

      Danke dir für die Empfehlungen! Die ersten drei lese ich, beim dritten bin ich nicht fündig geworden.
      Hast du vielleicht einen Link für mich?

      Löschen
    3. Da sind ZWEImal die "3" genannt worden, deshalb die beiden letzten:
      novemberregen.blogger.de
      danceronsand.wordpress.com

      Womöglich fallen mir auch noch ein paar ein, wo ich auch selber noch in der Leseschuld stehe :-)

      Löschen
    4. Oh... Stimmt. Entschuldige, der Kommentar von mir war wirklich verwirrt. :-)

      Dankeschön! Für alle Links.
      Und bei der Miss bin ich natürlich schon auf dem Laufenden. Hab mich sehr gefreut, dass sie wieder schreibt. Und was sie schreibt. Und überhaupt. :-)

      Löschen

Hinterlassen Sie dem Feuervogel an dieser Stelle gerne Ihre Gedanken:
Er freut sich über Ihre achtsame Wortwahl, einen freundlichen Ton und Ihren von Miteinander beseelten Gedankengang.
Und in allen anderen Fällen löscht er kommentarlos.
Falls Sie Probleme haben Ihren Kommentar angemeldet abzugeben: Suchen Sie in Ihren Browsereinstellungen nach "Cookies von Drittanbietern blockieren" und deaktivieren Sie diese Option.