23 September 2023

innere Gefechtsbesprechung

[ interessanterweise war "ungesendete Briefe"
das ERSTE post label, was ich für diesen Blog einführte,
als er noch neu war.

Aber wie so Vieles bei mir dauerte es fast zwei Jahre,
bis es dazu auch mal content gibt.

Weil zwischen dem Wunsch, der Idee einerseits
und der Umsetzung andererseits
Einem so wahnsinnig viel Scheiß dazwischenkommt. ]



Am Allerliebsten mache ich Dinge mit mir alleine aus.

Am Allerbesten fühle ich mich, wenn ich mir Dinge und
Sachverhalte, Geschehnisse, Gefühle und Erlebtes für mich
allein mit mir selbst nachbespreche.

Vielleicht kommt das davon, wenn man als Kind viel allein
war: Beide Eltern gingen arbeiten, tagsüber bei einer Tagesmutter,
abends ging es zurück nach Hause.

Auf die alte Wassermühle,  das einzige Haus weit und breit,
egal in welche Himmelsrichtung zum Horizont man schaute.

Das bot viel Gelegenheit, Dinge mit sich selbst auszumachen
und sich allein gut zu beschäftigen.

Eigentlich verwunderlich, dass aus mir dann doch noch so ein
in der Sache befähigter Kommunikator wurde - schon in meinem
Zeugnis der ersten Grundschulklasse erwähnte die Lehrerin
meinen beachtlichen Wortschatz und mein Ausdrucksvermögen.

Von mir gibt es wie es scheint eine Anekdote, über die mein Vater
gerne gelacht hat - eines morgens kam in Kommern morgens
um 6 (!) Uhr eine Spielmann-Kapelle lautstark musizierend
durch die Straßen der Anwohner gezogen mit allem Umptata
und Getröte, wie man es sich nur vorstellen kann.
Und wir lagen alle noch in den Betten.

Erbost rief ich
"Musikalisch schön und gut, aber völlig unangebracht!"
Großes Gelächter.
Keine Ahnung, wie oft das auf irgendwelchen Gelegenheiten
dann noch mal zum Besten gegeben wurde.

Das war jetzt eine relativ lange und vielleicht auch schmierige
Anfahrrampe für die Arbeitsthese, dass Dinge (vor allem auch
wichtige Dinge) mit jemand Anderem als mir selbst zu besprechen
nicht zu meinen top skills gehört.

Und auch nie gehörte.

Und es fühlt sich ehrlichweise nicht so an, als käme so ein
Verhalten jemals "natürlich" aus mir heraus.
Das zu tun, so was umzusetzen wird immer ein Stück weit
"sich künstlich anfühlend" bleiben.

Es hängt dabei auch, aber nicht nur von meinem Gegenüber ab:
Fremden, nicht in mein Gefühlsleben involvierten Personen
gegenüber kann ich erstaunlich schnell erstaunlich offenherzig
werden.

Denn sie würden mir ja nie gefährlich werden können.

Die Möglichkeit, das etwas in ihrer Gegenwart Geäußertes
mir noch einmal schaden werden könnte, ist lächerlich minimal.

Nur bei denen, die wirklich emotionaler Teil meines Lebens sind,
genau bei denen tu ich mich schwer. Genau da muss ich mich
stets ein wenig überwinden.

Sollte ich jemanden benennen, mit dem ich auf gar keinen Fall
würde Sorgen, Probleme  usw. teilen wollen, dann wärst das
sehr wahrscheinlich Du.

Umso erstaunlicher, unverständlicher, dass ich Dich gefragt habe,
ob Du meine Frau werden wolltest.

Vielleicht dachte ich, mit diesem finalen Schritt in eine gemeinsame
Zukunft würde sich das noch legen, bessern leichter werden.
Vielleicht dachtest Du -entgegen besseren Wissens und anderem
Alltagserleben- das Gleiche und sagtest deshalb "ja"?

Freilich bist auch Du nie so wirklich zu mir gekommen,
wenn Du Sorgen, Wünsche, Probleme hattest, und dafür
gab es einen sehr einfachen Grund.

Denn so etwas hattest Du: Nie.
Wirklich nie. Du warst immer "in Ordnung", undefekt.

Freilich habe ich an verschiedenen Gelegenheiten so ein
Gespräch mit Dir gesucht, Dich gefragt was Dir fehlt,
Dich gefragt wovor Du Angst hast, weshalb Du Umarmungen
nur für wenige Sekunden zuzulassen imstande warst, 
was Du Dir wünschst.

Stets waren Deine Antworten so etwas wie "mir fehlt nichts",
"ich habe alles was ich brauche", "ich möchte es einfach nur
so haben, wie es ist".


Wer etwas will, wem etwas fehlt, der soll halt den Mund aufmachen,
war keine ganz seltene Aussage von Dir. Und das warst halt nie Du.

Es war nie Dein Fehler, dass ich mich in ein solches Umfeld, in eine
solche Umgebung hinein gebracht habe, aber ein Fehler war es.

Eine Vertrauensperson habe ich in Dir nie sehen können,
und ich sage nicht, dass das Dir anzulasten ist, aber was ich sage ist:
Nie und nimmer war das eine gute Idee zu glauben, daran würde
sich noch etwas ändern können.

Das sind so die Dinge, die in meinem Kopf sind.
Wenn ich nachts einmal wieder wach liege.

Und soll ich Dir was sagen?
Ich kapier' selber nicht, wieso Du am Ende dieser Gedanken
immer so gut bei wegkommst.



6 Kommentare:

  1. Das, glaube ich, versteht wirklich niemand. Vor allem niemand, der sich an die alten Geschichten erinnert - zB „vom zweiten Teller“.

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    1. In Teilen entsinne ich mich nicht mal selbst an diese alten Geschichten.
      Aber auch das wurde mir bereits mehrfach gesagt, im Sinne von "vorgehalten". Ich kann es nicht ändern.

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  2. "Denn sie würden mir ja nie gefährlich werden können."

    Dieser Satz ist so seit ewig in meinem Kopf und das Vorangegangene beschreiben meine Denke absolut identisch. Das ist mehr als erschreckend.

    Es gibt die Menschen, denen man das Innere mitteilen kann. Ich lerne das seit geraumer Zeit und hätte es nie für möglich gehalten. Diese innere Blockade es nicht zu "können", ist schwer zu beschreiben.

    Der Schlussteil ist so bezeichnend, warum das nicht funktionieren konnte. Andere Welten, andere emotionale Sprachen, so gegensätzlich.

    Wenn man immer an das Gute in den Menschen vertraut und glaubt, erklärt sich für mich der Schlusssatz von selbst.

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    1. Für den Rest meiner Tage werde ich mir vorwerfen lassen müssen (und dazu müssen wir nicht sehr lange suchend weiterscrollen), dass ich das zwar gedacht, aber nicht in Handeln umgesetzt habe.
      Dass die Frau an meiner Seite sich eben mit Recht als "getäuscht" bezeichnen darf.

      Ich freue mich für die Ex-Frau, dass die Aktenlage so gut und eindeutig zu ihren Gunsten spricht - so muss sie sich nie Fragen in einer Qualität stellen, die ich mir stellen lassen muss.

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  3. Ich weiß, ehrlich gesagt, gar nicht so recht, was ich nach dem Lesen denken soll. Hab den Text jetzt zum dritten Mal gelesen.

    Warum soll denn die Ex-Zauberfrau nicht gut in Deinen Gedanken wegkommen? Weil sie anders ist als Du? Weil sie ihre Gefühle nicht so zeigt wie Du und auch nicht ihre Gedanken? Weil sie jemand ist, zu dem man kommen muss als dass sie auf einen anderen zugeht?
    An dem Punkt stellt sich für mich die Frage, ob Du es denn besser gemacht hast? Dass Du ein Gespür für Menschen hast, dass Du erspürst, was ein anderer braucht und wünscht und Dich darauf einstellen kannst? An sich positive Eigenschaften - aber hast Du sie vor allem auch positiv eingesetzt? Oder nicht eher auch zu Deinem eigenen Vorteil genutzt?
    Ich kenne Euch beide ja nicht und ich kenne auch Deine früheren Blogs nicht, die hier immer mal zitiert bzw. angeführt werden. Ich lese erst seit Deinem Zaubermann-Blog mit und da gab wirklich immer mal wieder Posts, wo ich dachte: "Oh man.. Wenn mein Mann so mit mir umgehen würde.. hätte ich ihn nicht geheiratet."
    Auf mich persönlich wirkst Du sehr zerrissen, sehr ambivalent. Das wird alles seine Gründe haben, so wie es Gründe gibt, warum die Ex-Zauberfrau so ist wie sie ist.
    Das Entscheidende hier ist wohl: Sie hat Dir nie etwas anderes versprochen. Sie war immer diejenige, die sie war - und das ist ein sehr zuverlässiger, verlässlicher Punkt, unabhängig davon, ob es nun zwischen Euch gepasst hat oder nicht.
    Ich hab mich beim Lesen Deiner diesbezüglichen früheren Posts immer gefragt, warum Ihr zusammen bleibt, wenn es doch eigentlich gar nicht passt. Zumindest Du hast das all die Jahre gewusst. Sie nicht. Weil Du sie glauben lassen und ihr vorgemacht hast, ein anderer zu sein als Du warst.
    Und deshalb würde - und ich hoffe, Du verzeihst mir da meine offenen Worte, die natürlich keinen Anspruch auf Richtigkeit haben, eben weil ich Euch gar nicht kenne - die Ex-Zauberfrau in meinen Gedanken auch immer "gut dabei wegkommen".

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    1. Da ist wohl etlich Wahres und auch Zutreffendes dabei. Und Offenheit war und bleibt hier im Blog immer ein toleriertes Gut, sofern die Form gewahrt bleibt (was Du ja tust), unabhängig davon, dass einen Spiegel vorgehalten zu bekommen den wenigsten Menschen gefällt. Mir schon dreimal nicht.

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