25 September 2023

Jeannie (part I )

 

Lange hatte sie es nicht mit mir ausgehalten,
damals, vor 25 Jahren:
Zwei Monate, um genau zu sein.

Aber sie war es, die nur eine Woche nach der
schlimmsten Trennung, die ein Leben so bieten kann,
eines sonntags unangemeldet vor meiner Wohnungstür
stand.

Mit einem Picknickkorb und Sekt.
Und wie sich herausstellen sollte,
in schwarzer Unterwäsche.
Genau das hatte mich wahrscheinlich nichts minder
als gerettet.

Aber nur wenige Wochen in dieser Beziehung, und 
dann war sie wieder da - der Schmerz, die alte Trauer.

Der Verlust dessen, was davor gewesen war.

Die erneuten Ängste, auch diese Frau jetzt und hier
wieder verlieren zu können. 

Und genau das ist der Cocktail, der dann auch tatsächlich
zu diesem Verlust beigetragen hatte.

Zu dem Verlust dieser Beziehung,
der nächsten,
der übernächsten,
der überübernächsten.

Und der sich auch über weite Teile der später scheiternden Ehe
sogar noch als Schwelbrand einmal quer durch mich durchfraß.

Anfang der Millenniumsjahre hatten wir uns noch einmal
kurz gesehen, auf der Kölner Domplatte.

Und dann verloren wir unsere Leben und unsere Telefonnummern
endgültig aus den Augen.


         20 Jahre später.


Auf dem unsäglicheren der beiden großen Immo-Portale
entdecke ich eine nicht perfekte, aber hübsche Wohnung
20 min entfernt von Köln, auf der anderen Rheinseite.

Die Maklerin macht in der Annonce nur die allernötigsten 
Angaben, hat augenscheinlich keine Lust sich Arbeit zu 
machen und reagiert erst schnippisch auf meine
Interessentenanfrage und danach gar nicht mehr.

Der ganz normale Scheiß halt, wenn man heute eine Wohnung sucht.

Aber mir kommt plötzlich eine Idee:
Hatte nicht Jeannie in diesem Ort mal gewohnt?

Und hatte ihre schöne, an Senta Berger erinnernde
Mutter nicht genau da mal ein Immobilienbüro gehabt?!


Ich fange an zu googlen - Volltreffer.
Das Immobilienbüro gehört inzwischen: Jeannie.

Ich suche ihre Webpräsenz, finde sie.
Oh wow. Immer noch so attraktiv, krass.

Einen Tag kaue ich noch auf dem Gedanken herum,
und dann - mache ich es einfach:
 
Ich schreibe ihr eine Email an die Büroadresse.
Nach 20 Jahren.

Und bekomme eine Antwort.
Nach 3 Minuten.

* Fortsetzung folgt *




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinterlassen Sie dem Feuervogel an dieser Stelle gerne Ihre Gedanken:
Er freut sich über Ihre achtsame Wortwahl, einen freundlichen Ton und Ihren von Miteinander beseelten Gedankengang.
Und in allen anderen Fällen löscht er kommentarlos.
Falls Sie Probleme haben Ihren Kommentar angemeldet abzugeben: Suchen Sie in Ihren Browsereinstellungen nach "Cookies von Drittanbietern blockieren" und deaktivieren Sie diese Option.