19 August 2023

Showtime!

[ Mal was Neues:
Der Senf von heute, auch als Podcast verfügbar.
Schlimme Sache, ich weiß. ]

Also dann. Shooooowtiiiime !

So wirklich überraschend konnte das
nicht mehr gewesen sein.

Aber den Ausschlag, den neuen Job in Köln anzunehmen
(obwohl keine Gehaltserhöhung jetzt, obwohl NULL
Umzugskostenzuschuss) war tatsächlich diese bis dato
vernachlässigte Überlegung:

         Selbst, wenn Du den jetzt hier ablehnst
         - umziehen musst Du sowieso.


Und dann siegte der kleine Trotzkopf in mir:
Wenn ich eh den ganzen Rotz hier abmontieren und
wieder einpacken muss, warum dann nicht gleich
Richtung Freundin?

Und auch -sprechen wir ruhig etwas aus meinem Mund
sehr merkwürdig Klingendes erstmals aus:

        Warum nicht zurück Richtung Heimat?

Sofort musste ich selber stutzen - Hä? wieso, bitte, Heimat?

Seit dreißig Jahren bin ich jetzt hier im Süden.
Und ich könnte echt nicht sagen, dass die Erinnerungen
aus Tagen der Kindheit in NRW und als Teenager in RP
so was wahnsinnig heimatbegründendes in sich gehabt hätten.

Und doch war er da, dieser komische, schlecht begründbare Gedanke.

An diesem überlegte es in mir herum, es gesellte sich
ein weiterer Gedanke dazu, ganz typisch für mich, 
sowohl im Geiste die Gegenposition provokativ einzunehmen
als auch nicht an einem "warum da hin?" herumzudenken,
sondern an einem "warum hier weg?".

Und auf einmal standen sie da, in Reih und Glied,
alte Geister, stumm und harmlos, jetzt sind sie das,
dennoch unvergessen.

Eigenes Gesagtes und Getanes. Schlimmes Zeug dabei, echt.

Bei dessen bloßer Erinnerung ich mich selbst nicht anders kann
als zusammenkrümmen und die Augen zusammenkneifen.

Auch erlebtes Unrecht, manches Mal mit einem zu viel
an Sanftmut von meiner Seite begegnet.
Manches Mal aber auch Dinge, die mich in die Raserei und
in den Zorn getrieben hatten, unnötig, unangemessen.

Vielleicht spricht es zu meiner Person, meinem Charakter Bände,
dass ich jetzt dreißig Jahre hier in einem Radius von max. 25 km
gewohnt, gelebt, geliebt, gearbeitet habe, und es zu keiner 
einzigen dauerhaften, belastbaren Freundschaft gebracht habe,
und was meine ich damit?

1.
Die Anzahl der Menschen, die ein Wegziehen von hier wirklich
zu einem nägelkauenden nächtelangen Herumüberlegen
werden lassen könnten, beträgt null.

2.
Die Anzahl der Menschen, denen es bei der umgekehrten
Überlegung mit mir als Person anders erginge, beträgt:
Ebenfalls null.

Ok, aber was ist mit der Arbeit hier?

Mit manchen Kollegen und Vertriebspartnern habe ich jahrelang
zusammengearbeitet. Bisweilen enger, bisweilen vertrauter.

Und worin ist das zum Schluss gegipfelt die letzten Wochen?
In meiner Aussage an meinen Chef, dass ich überall hinzugehen
bereit wäre, aber nie wieder dorthin, wo ich wohne, wo ich
ewig tätig war, wo mich jeder kennt und wo mich die allermeisten
ab 2024 fest zurück im Team erwartet hatten.

Das Staunen am anderen Ende der Leitung.
Das hatte man fast sogar hören können.

Aber ich hatte die letzten Jahre hier noch in zu guter Erinnerung.
Den Verrat an meinem Vertrauen.
Die Verleumdungen meiner Person. Widerliches Zeug dabei.
Das um 180° gedrehte Wesensbild meiner ex-Chefin.
Dass sich der Job inhaltlich und was seine Umstände angeht
immer mehr zum Schlechteren gewandelt hat.

Oft habe ich mir die letzten Wochen überlegt, wie wohl eine
Abschiedsrede von mir (die es nie geben wird) klingen würde.

Bei meinem virtuellen Schlusssatz (obgleich ich ihn dutzende Male
durchgespielt habe) muss ich jedes Mal erneut lächeln,
denn allein der Gedanke an ihn erzeugt ein kurzes Strahlen,
etwa wie eine Streichholzflamme in der Dunkelheit:

         "Ich gehe von hier weg mit zwei lachenden Augen."

Also:

Die Frage lautete in Wahrheit nie, ob ich den Job
annehmen und damit hier wegziehen sollte.

Die Frage, vielmehr der Gedanke,
hätte -richtig formuliert- eher lauten müssen:

      Nenn mir einen Grund, hierzubleiben.

Und angenommen, da gäbe es so was wie einen guten,
vertrauten Freund, und sagen wir, wir selbst wären dieser
gute Freund, und sagen wir, da wäre jemand, der uns nahesteht,
der nun einen Rat in dieser Situation VON UNS bräuchte:

Was sonst, was anderes als "pack Dein Zeug und zieh weiter"
sollten, könnten, müssten wir ihm empfehlen?

5 Kommentare:

  1. naja, woanders ist es halt auch meist nur anders und nicht zwingend besser, aber zwischen den Zeilen war ja schon oft zu lesen, dass die "alte heimat" bei Dir noch sehr präsent ist.

    und hey: keine kehrwoche mehr 🤣
    Allein das ist doch ein Grund ;)

    Das mit dem Podcast find ich gut, ich mag die Stimme!!

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    1. Keine Kehrwoche mehr. Oh Gott, ja.
      Hatte hier schon die eine oder andere "Anmahnung" bzw. "Erinnerungshilfe" dazu erhalten.

      Und mehr Stimme?
      Geht klar.

      Falls jemand gute Tipps hat für gratis-Anbieter um Soundinhalte zu lagern und verteilen, ich nehme sie gerne,:-).

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  2. Frau Moya hat recht, Ihre Stimme ist für so etwas wie einen Podcast gemacht. Mir macht es auch Spaß zuzuhören.
    Zur Zukunft gibt es ein Zitat, an das ich jetzt einfach glaube : "Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“

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  3. Edit: Der zweite Kommentar ist von mir (MissweilichnichtdarangedachthabedenNameneinzutragen)

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    1. Ich dachte es mir fast schon, von wem der "Pippi-Langstrumpf-Zitat"-Kommentar wohl stammen würde ;-).

      Danke sehr für die Blumen!
      Und ich schaue mal, ob ich die verbleibenden 20 min Sprachzeit aufm SoundCloud gratis account noch irgendwie mit Stimmaufnahmen voll bekomme^^.

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