17 Juli 2025

von Liebe

Wenn wir als nunmehr Erwachsende davon reden,
was für uns LIEBE ist, dann sind unsere Aussagen
meist bedacht, sorgsam gewählt, auffallend sanft.

Wir sind vorsichtig geworden.
Wir versuchen, unsere Worte auf maximalen Konsens
auszulegen, Wir sagen meist Dinge wie "Liebe kommt
in vielen verschiedenen Facetten!" oder so was wie
"Es gibt nicht DIE EINE Liebe!" oder "Liebe ist, was
entwickelt werden und wachsen will!".

Sicherlich haben wir damit Recht.
Wir alle.
Die wir jetzt erwachsen sind.
So entsetzlich, erschreckend erwachsen, wie wir nun sind.

In  unseren Gefühlen, unseren Worten steckt etwas, das mit
Liebe an sich nämlich gar nichts zu tun hatte: Erfahrungen.

Denn in Wahrheit werden wir lediglich reicher an Erfahrungen,
aber nur selten reicher an Liebe.

Gar wahrhaft glücklich dürfen wir uns schätzen,
vermögen wir nur das Niveau unseres mit Liebe 
gefüllten leuchtenden Gebirgssees tief in uns
halbwegs hatten gleich gefüllt halten können.




Denn nicht wenige unter uns trocknen irgendwann aus.
Das Schicksal unserer prall gefüllten Liebes-Seen, mit denen
wir als Kinder in diese Welt entsendet werden, ist ungewiss:

Werden wir zu einer Venus?
Verdampft in der Hitze unserer Athmosphären jedweses Liebeswasser?

Werden wir zu einer Erde?
Reich gefüllt mit mehr als genug von Allem für Alle?

Werden wir zu einem Mars?
Lansgam, stetig austrocknend, bis nur noch roter Staub und
trockene Öde in uns ist?

Gut möglich, dass der Eine oder die Andere ihren heutigen
Zustand als "tiefer, intensiver liebend" empfindet.

Oder sagen wir als mehr "fundierter".
Basierter.
Vernunftinduzierter.
Praktischer.
Belastbarer.
Ausgewählter.
Entschiedener.

All das kann, all das mag und darf Glücklichsein vermitteln.
All das darf als lebenswerter Zustand, als Freude gar empfunden werden.

Aber es ist auch wahr: All das hat mit der Liebe, wir wie sie
ursprünglich, als Kinder, in uns vorgefunden haben, nichts mehr zu tun.

Wenn wir Glück hatten (und Gott weiß, wie viele das nicht hatten), haben
wir zumindest eine zeitlang in einem See aus unkonditionaler Liebe gebadet,
geliebt nur um unserer Selbst willen, nur weil wir existieren.

Mit diesem Setup in unserer Programmierung sind wir dann hinaus
gelaufen, gesprungen sind wir, weit und schnell, hinaus in die Welt,
zu anderen Menschen, zu anderen Seen.

Und wir erfuhren, dass Liebe, die auf unserer reinen Existenz basierte,
erlischen konnte. Und wir erlebten, dass Liebe zu einem
"Geben und Nehmen" wurde. Nicht, weil es uns gibt.
Sondern weil wir etwas beisteuern und liefern können.

Es ist gut, wenn das, was ist, von uns gemocht und akzeptiert wird.
Denn, um ein gefühlt zwanzigstes Mal Byron Katie zu zitieren:

Besser wär's für uns.
Wenn wir das, was wir haben, lieben lernen könnten.


Aber all das sind nur Gedanken.
Ideen, Sprachfetzen, Fragmente dessen, was Leben ausmacht.
Flüchtig, irrelevant, bedeutend nur für Sekunden.

Sie wandeln und verändern sich, dauernd tun sie das,
ebenso wie Liebe und unser Verständnis von ihr sich
wandelt, verändert, ausmacht.
Und vielleicht nicht minder flüchtig.

Denn wissen Sie? Sie fragen MICH besser nicht dazu.

Ich habe nämlich von all dem: Keine Ahnung.
Hab' ich nicht.

Okay, die Formulierung ist unscharf, sie sollte lieber lauten:
Ich weiß nicht, was es ist und wann und warum es da ist.

Aber ich habe SCHON eine AHNUNG von dem, was Liebe sein könnte.
Eine dunkle, vorsichtige Ahnung von dem, was da im Bergsee
auf uns wirklich gewartet hat.




7 Kommentare:

  1. Wie praktisch, dass du nun Kommentare moderierst. So kannst du selbst entscheiden, ob du diesen hier veröffentlichen willst:

    Komm, ich lieb ein bisschen für dich mit. Wenigstens so lange, bis du es selbst wieder kannst. Mein See ist riesig. Er liegt still und klar im Sonnenlicht. Hier gibt es keine Gespenster, keine Monster. Nur Wärme. Licht. Frieden. Und du bist willkommen. Du bist immer ein bisschen geliebt.

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    1. Wärme, Licht und Frieden?
      Darauf hoffe auch ich.

      Spätestens am Ende des Regenbogens.

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  2. Das sind wirklich sehr viele Worte und sehr viele Gedanken... Ist es so schwierig? Ich hoffe, Du bemerkst sie, wenn sie da ist.

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    1. Nova, Du fasst mal wieder alle meine Gedanken zu dem langen Text kurz und knackig zusammen, inklusive Schlusssatz :)

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    2. (es ist uebrigens fuer Dich vielleicht das gefuehlt zwanzigste Mal Byron Katie Zitat, aber objektiv gezaehlt bestimmt das mindestens vierzigste, wenn nicht mehr ;) )

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    3. Wahrscheinlich ist es GAR NICHT so schwierig.
      Aber ich wurde die letzten Tage vermehrt angeregt, nochmal nachzudenken über das Thema LIEBE.
      Und ich empfinde alles, was mich mit ihr begegnen lässt, nie als "leicht".

      Selbstverständlich bemerke ich sie, wenn sie DA ist!
      Sie IST ja da!
      Aber fast wünschte ich mir, sie würde weiterziehen und sich ein anderes Opfer suchen.

      Ich hab meinen Dienst auf der Nachtwache schon abgeleistet.

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    4. @ Moya gerne. 😉

      @ Rain weniger wiederkäuen und zerdenken und den Blickwinkel ändern vielleicht. Es ist doch egal, Hauptsache man liebt und wird geliebt, es braucht keine Erklärungen und Analysen.

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