Es ist 09.10 Uhr morgens hier im Kloster und ich sitze scheixxegelaunt beim Frühstück.
Erstens bin ich seit 06.20 Uhr wach, denn die Schweigemeditation beginnt um 07.30 Uhr, gefolgt von einer Stunde Yoga. Das allein würde vor Gericht schon zur Aussetzung auf Bewährung führen, zumindest für die ersten vier Totschläge des Tages.
Zweitens habe ich um diese Uhrzeit normalerweise bereits den dritten Kaffee drin. So gehört es sich auch.
Hier hingegen ist mir der erste Kaffee des heutigen Tages durch eine kleine Unachtsamkeit am Waffensystem Kaffeeautomat (auf welches ich zu keinem Zeitpunkt eine Einweisung bekommen habe) übergelaufen, um sogleich anschließend in den „Störung!“-Modus zu schalten.
Drittens war das Rührei alle. Sie dürfen einige Toleranz von mir erwarten und mit Vielem bin ich im Rahmen klösterlicher Kompromissbereitschaft auch einverstanden, aber ich habe Akzeptanzlimits, zumal wenn unbewaffnet in Sachen Kaffee.
Nach den Einlassungen des großen Ernährungsphilosophen Garfield kann, wer ohnehin schon schlechte Laune hat, auch gleich mit seiner Diät anfangen bzw. gesund essen. Es muss daher einer dieser merkwürdigen, an der Grenze zum temporären Irrsinn mäandernden Gedanken gewesen sein, vielleicht hat auch das viele Meditieren meinen Geist vom Wege ab geleitet?
Jedenfalls steht jetzt, um 09.13 Uhr und immer noch ohne Kaffee, eine Schale Joghurt mit Fruchtstücken und Müsli vor mir, in welcher ein großer Löffel steckt.
Vom Yoga weiß ich: Unachtsam ausgeführte Bewegungen führen mitunter zu ungutem Körperempfinden. Auf KEINEN FALL sollte man ZU WEIT gehen.
Dieses Feedback gibt mir auch meine Gurgel, als ich im noch nicht voll erwachten Zustand den Löffel samt Joghurt EINE SPUR zu weit in den Rachen schiebe und davon derart würgen muss, dass ich nur mit Mühe meinen Mageninhalt an dem dafür vorgesehenen zu Ort belassen vermag.
Nachdem sich der Schluckapparat beruhigt hat, strömen tiefe Dankbarkeit und Bewunderung durch meinen Geist:
Mir ist EIN RÄTSEL, wie jene Frauen das beim Blasen nur anstellen, welche sich im Rahmen schlimmer geschmacklicher Fehlentscheidungen mit mir Sex zu haben entschieden hatten.
Deepthroat ist nichts weniger als praktiziertes Kunsthandwerk (eigentlich Mundwerk), während ich hier schon bei 5 Millimeter zu tiefem Müslilöffel meinen Schöpfer vor Augen wähne.
Meine Bewunderung bzw. VERwunderung vertieft sich in diesem Moment, als ich mich an das Verlassen der Dusche heute morgen um 06.35 Uhr erinnere:
Der Blick in den Spiegel im Adamskostüm ließ mich am Verstand bisheriger Sexgespielinnen zweifeln, ich konnte mir kaum ausmalen, was für einen verhütungswirksamen Anblick dieser Körper erst bietet, wenn er dann schwitzend und grunzend im planking Modus und aus der Perspektive der Frau von unten betrachtet so richtig zur Geltung kommt.
Fühle mich in ästhetischer Bewertung an den fetten nackten Jabba the Hut erinnert, der Prinzessin Leia im Metallbikini an ihrer Halskette zurückzerrt um sie abzulecken, und dieser Gedanke macht mich hier und jetzt geiler, als er das sollte.
In diesem Moment kommt der einzige Mann, der noch übelgelaunter ist als ich um die Ecke. Es ist der Koch des Klosters, und auf seinem Weg zum „Störung!“ blinkenden Kaffeeautomaten, vor dem sich eine veritable Schlange wartender Seminarteilnehmer aufgebaut hat, flucht er für Klosterverhältnisse unerwartet explizit und vernehmlich.
Indes vermag er den Automaten wieder in Betrieb zu setzen, und so habe ich nach nur 10 weiteren Warteminuten endlich meinen Kaffee.
Gerade noch rechtzeitig, bevor es um 09.30 Uhr weitergeht mit der „Reise durch den Körper“, und während ich unter einer warmen Decke auf meiner Yogamatte mit geschlossenen Augen liege, stelle ich fest, dass man das mit der „Reise durch Körper“ mit geschlossenen Augen gedanklich auch ganz, ganz anders ausgestalten kann.
Da ist wohl die juengst beworbene AirBNB-Tasche mit der Kaffeemaschine gar nicht mitgekommen?!
AntwortenLöschenMerke: In Sanatorien, Krankenhaeusern und Bildungseinrichtungen *immer* *mindestens* guten Instant-Kaffee mitnehmen. War damals in der Reha das allererste Lerngeschenk >.<
Das war ein Planungsfehler meinerseits:
AntwortenLöschenUnzulässigerweise hatte ich als Maßstab meine bisherige Erfahrung mit Seminaren angelegt - diese basierte aber auf HOTELS und gut becaterten Tagungslocations.
Eventuell war ich in der Vorbereitung gedanklich aber auch nur völlig defokussiert. Anders ist nicht zu erklären, dass ich einerseits weder Kafeemaschine noch zweiten Joggi dabei habe, dafür aber für das halbe Kloster ausreichend Kondome.
Du hast also Catering falsch übersetzt :-)
AntwortenLöschenSogar höchstwahrscheinlich.
LöschenErwachsenenunternehmungen aller Art sind echt anstrengend. ^^ 😅🤭
AntwortenLöschenWo ist denn der Klosterschatten?
Was für ein wunderschönes, neues Wort, das Du da in die Runde bringst:
LöschenKLOSTERSCHATTEN.
Es wird aber niemanden überraschen, dass -und zwar aus der Sicht BEIDER Geschlechter- der Anteil des möglichen Schattenpotenzials hier im Kloster im Bereich homöopathischer Wirkstoffdosierung verortet ist.
Mehr dazu in Kürze^^.