Zu Zeiten, als ich noch verheiratet war, hatten sich die
Tupper-Beraterinnen gerissen um einen Party-Termin
bei uns zuhause.
Das hatte mehrere Gründe.
Zum Einen galt die Ex-Frau in ihrem Bekanntenkreis als
kritische Kennerin jedweder Reinigungs- und Haushalts-
ausstattung:
Was SIE hatte, galt als GUT, und das mit Recht.
Qualität und Funktion standen bei ihr ganz oben,
was all ihre Ausstattung betraf.
Zum Zweiten waren Hausfrauenparties bei ihr stets eine
lukrative Sache: Ich kann mich an kein event entsinnen,
wo nicht mindestens eine vierstellige Bestellung für die
Beraterin zusammen gekommen wäre.
Drittens waren events bei uns zuhause immer sorgfältig
gecatert. Wir hatten das grundsätzlich als nette Parties
ausgerichtet, mit Sekt, Häppchen, Desserts und allem
Drum und Dran, allein schon deshalb war die Stimmung
stets ausgelassen und entspannt.
Nicht aus Absatzgründen, sondern weil wir gerne
gute Gastgeber waren.
Diensterfahrene LeserInnen kennen diese Geschichte
vielleicht noch aus "Zauber-Zeiten":
Einmal traf die Tupperfrau gut 30 min vor Beginn des
events bei uns ein und erschrak: Von 2 Seesäcken voll
mit Showroom-Ware hatte sie einen daheim vergessen,
nun musste sie noch mal zurück fahren.
Die Exfrau und fragte, was denn alles daheim
vergessen worden sei.
Hastig zählte die Beraterin die ganzen Items auf.
"Brauchst Du nicht extra holen, hab ich alles hier!"
hatte sie der verdutzen Frau entspannt geantwortet.
Und in der Tat: Einmal die Küchenschränke weit geöffnet,
und ein gut sortiertes Tupper-Warenlager hatte
der Beraterin entgegen geleuchtet.^^
Aus dieser Zeit habe ich noch einige dieser in meinen
Augen unschlagbaren Küchenutensilien.
Jene, die bei der Trennung das Haus verließen, ersetzte
ich sogleich durch gebraucht Gekaufte.
( Auf die Messer der T-Chef-Serien
mit durchgängiger Klinge lasse ich nichts kommen! )
( links die älteren, etwas Kleineren,
perfekt für Frauenhände -
rechts die neueren, für den Mann am Herd. )
( das Mikrowellengeschirr ist auch nach
Jahrzehnten noch super, und die Salatschleuder
hab ich gleich 2x, die ist mega. )
( bei den Aufschnitt-Boxen für den Kühlschrank
muss man bisschen aufpassen, kauft man sie gebraucht.
Hinten die blaue Mikrowellenkanne hält
Sauce Hollandaise & Co. irre heiß. )
Vertriebssystem von Tupperware zu Unrecht kritisiert,
allerdings hatte ich dazu auch viele Jahre lang eine
abweichende Einstellung:
Die angebotene Ware war sehr mehrheitlich hochpreisig,
dafür aber auch hochwertig und die Kulanz bei Bruch oder
Warenfehlern war hoch.
Der mit Mehraufwand und daher berechtigten Mehrkosten
behaftete Personalvertrieb hatte aus meiner Erfahrung einen
wertvollen Vorteil gegenüber dem Direktvertrieb bzw. Kauf
im Internet, dem das Unternehmen und sein Verkaufskonzept
letztlich doch zum Opfer gefallen sind:
Tupperparties waren Fachhandel-Kundenerlebnis at its best.
Auch wenn die Beraterinnen das nebenberuflich machten,
so waren sie doch in diesem ihrem Gebiet oft "vom Fach"
und konnten eigene Praxiserfahrung zu den Utensilien
einbringen und first-hand-Reviews abgeben.
Bisweilen warnten sie auch vor bestimmten abgedruckten
Rezepten oder zeigten sinnvolle Zusatznutzen abseits der
offiziellen Produktbeschreibungen auf.
Und das vielleicht nicht immer, aber oft in einem von
Verantwortung und Vertrauen geprägten Innenverhältnis
zu den Käuferinnen:
Keine Fake-Rezensionen, kein Prospektgeschwätz
für Einweg-Kunden, die man nie wieder sieht.
Zu der Insolvenz ab 02.2025 in Deutschland führte im
Wesentlichen etwas, das ich selbst etwas sperrig als die
"Dacia-isierung" unserer Gesellschaft bezeichne:
Wo Anschaffungen vor 30 Jahren noch auf "ein Leben lang"
gekauft worden waren, entscheidet heute nur noch der
Preis, fast schon unabhängig von der Warenqualität.
Zudem: Immer weniger Menschen kaufen Lebensmittel
in Vorratsmengen, was den Zweck vieler Tupper-Waren
grdstzl. in Frage stellte.
Und wenn etwas nicht verbraucht wird, wird es einfach
in der aufgerissenen Verpackung im Kühlschrank gelagert
- oder aber in günstigeren 5-in-1-Boxen aus dem 1-Euro-Shop.
Ein weiterer Punkt: Das ursprüngliche Konzept der "Hausfrau",
die abends Zeit hat für solche Parties, adressiert eine Klientel,
die nicht mehr existent ist:
Fast jeder Lebensunterhalt in Beziehungen funktioniert nur als
"beide gehen arbeiten"-Deal - und wenn Sie heute mal versuchen,
mit -sagen wir- nur 4 Leuten einen gemeinsamen Abendtermin
zu finden, wissen Sie, was ich meine.
Die zunehmend schlechter werdende deutsche Wikipedia
listet noch einige weitere Kritikpunkte an dem Vertriebsmodell
von Tupperware auf, die ich mehrheitlich inhaltlich nicht teile.
Ein paar einzelne Stücke aus Restbeständen kaufe ich mir
gerade auf Kleinanzeigen zusammen.
Inzwischen bin ich ein kleiner Experte in "gebrauchte Tuppers",
weil man potenziell problematische bzw weniger nützliche Serien
beispielsweise schon der Farbe erkennt oder am auffällig gut
verfügbaren Angebot, denn manche Serien waren einfach Grütze^^.
In den letzten 10.Jahren zurück wurde es immer schwieriger, Ware umgetauscht zu bekommen. Es gab an den Haaren herbeigezogene Gründe. Junge Beraterinnen durften kaum noch etwas. Beim Umtausch musste man es teilweise über verschiedene Personen versuchen, um erfolgreich zu sein. Die Haltbarkeit von gewissen Kunststoffteilen wurde zudem weg ignoriert. Hier war das im Haushalt ähnlich wie bei Euch. Heute wird nichts mehr dort gekauft. Andere Hersteller haben auch gute Produkte. Alter Tupperkram wird auch irgendwann eklig. Ich schmeiße das Zeug jetzt weg, wenn es ferig ist.
AntwortenLöschenSo gehen Dinge zu Ende, die mal gut waren - schade!
LöschenUnd es gab auch wirklich ungeeignete Serien und Verarbeitungen von denen, ausgenommen die alten Sachen.
Inzwischen habe ich auch viel davon schon entsorgt, habe allerdings wegen eines gebrochenen Deckels vom Mikrowellengeschirr auch gebraucht nochmal das gleiche auf Kleinanzeigen gekauft letzte Woche. Und bin voll zufrieden damit.
Gebraucht habe ich bei teuren Sachen gekauft, einfach weil es viel günstiger war. Du kannst Tupper jetzt im Supermarkt kaufen. Immerhin. Aber es gab echt viel Schrott oder aich Dinge, die man bis heute einfach noch nie benutzt hat.
LöschenSo unterschiedlich die Ansichten... bei mir fiel Tupper gerade wegen des Konzepts Hausverkauf komplett aus. Und zwar deswegen, weil mich keine 10 Pferde dazu bringen wuerden, einen ganzen Abend mit HAUSFRAUEN ueber HAUSHALTSARTIKEL zu reden, da koennte noch so viel Sekt kredenzt werden.
AntwortenLöschenUnd dann bin ich auch noch viel zu anfaellig fuer schlechtes Gewissen - ich wuerde dort lauter Zeug kaufen, dass ich gar nicht brauche, weil sich ja so viel Muehe gemacht wurde und das ja sonst *unhoeflich* waere, nix zu kaufen.
Die paar irgendwoher angeschwemmten Tupper-Dinger, die hier existieren, existieren uebrigens friedlich neben einigen letzten Dosen aus dem VEB Plastverarbeitungswerk Staaken (RIP 1991 :-D) und, vor allem, vielen von Mepal. Letztere nehmen es mit der Tupperqualitaet locker auf, finde ich, aber kosten halt auch nicht nur nen Euro.
Stimmt, dieses "ich muss daheim bei Anderen auch was kaufen!" war FRÜHER vielleicht mal völlig normal und keinerlei Hindernisgrund, aber das waren auch die 60er und 70er.
LöschenMir hat das auch immer ein etwas mulmiges Bauchgefühl verpasst.
Und seit alles im Internet bestellbar geworden ist, bin ich ganz grundsätzlich ein ordentliches Stück misanthroper geworden, vielleicht ergeht es eine Menge anderer Menschen auch so?
Das könnte -wenn es so wäre- sicherlich auch beigetragen haben zum Niedergang dieser "Parties".
Habe mir gerade mal den MEPAL-Shop näher angesehen.
Deren Sachen gefallen mir auf Anhieb sehr gut.
Und sind komplett frei von Bisphenol-A.
Der Shop kommt auf meine Liste! Danke schön :-*
Die einzige Tupperparty auf der ich je war, fand wegen Pandemie per Whatsappgruppe statt und das war ein echt gutes Konzept, das war Spaßig und die Rezepte wurden auch direkt mitgeliefert.
LöschenAlso DAS koennte ich mir dann tatsaechlich auch sehr gut vorstellen, online und ohne Druck, why not? Ok, man kann den Krempel dann nicht angucken und befuehlen, aber das wiegt das Fehlen der anderen Unbill voellig auf :)
LöschenDa haben die Tuppers vielleicht einfach verpennt, das Konzept auf die Generation Online anzupassen.
Online Tupperparty. Eine coole Idee eigentlich.
LöschenHat im Schwabenland auch ein junger Winzer gemacht während der Pandemie, jeder Weinprobe-Teilnehmer hat vorher kleine Probierflaschen gekauft und nach Hause geliefert bekommen, und dann gab's ne Weinprobe per Zoom, wo nacheinander alle gelieferten Weine aufgemacht und besprochen wurden.
Kam mega gut an.
Außer bei den ganzen anderen alteingesessenen Winzern drumherum!😁