12 September 2024

Gino Ginelli und der Treppenliftbetrug

Ab und an fallen mir alte Schnipsel von
Erlebtem, Gehörtem, Gesagtem wieder ein,
aus meinem alten Leben - und das geschah
neulich auch wieder, als mir im web eine
Werbung für Treppenlifte eingespielt wurde.

Mal ganz davon abgesehen,
dass ich es als EINE OBERFRECHHEIT
empfinde, allen Ernstes als Zielgruppe
für Treppenlifte identifiziert worden zu sein
- ein unwiderlegbarer Beweis für die
Minderleistungsfähigkeit heutiger Algorithmen!

Die Erinnerung geht so:

Vor etlichen Jahren hatte mein damaliger Freund Pedro
einen Mitarbeiter, mit dem auch wir befreundet waren,
nennen wir ihn Rodriguez.

Jahrelang waren wir alle gemeinsam zum Badminton
gegangen, einmal die Woche.
Anschließend selbstverständlich Bier und Salat.

Oder Pommes-Mayo-Ketchup, 'kann auch sein,
manche Erinnerung verwischt ein wenig.

Ok, eines Tages war Pedro extrem aufgewühlt und
sauer: Seinem alten, wirklich betagten Vater hatte ein
windiger Haustürvertreter den Kaufvertrag eines
Treppenliftes aufgeschwatzt für achttausend Euro.

Das Datum vor der Unterschrift war rückdatiert worden,
sodass die Widerrufsfrist bereits abgelaufen war.
Die Herstellerfirma schickte sofort Zahlungsmahnungen.


Jetzt was tun?
Abends beim Bier kamen Rodriguez und Pedro eine Idee:
Einer Portugiese, der andere sehr südländisch aussehend....
wieso nicht dem Vertreter einen Besuch abstatten und ein
bisschen Show machen?

Gesagt, getan.

Der Vertreter war mithilfe, sagen wir, beinahe schon legaler
Auskunftsgesuche identifiziert, und eines Tages standen
Pedro und Rodriguez dank eines Hochaus-Klingelstreiches
vor der Wohnungstür des Vertreters.

In langen dunklen Mänteln und mit Sonnenbrillen.
Im Gebäude.
Abends um zehn Uhr.

Er öffnete, muss kalkweiß geworden sein und Pedro übernahm
das Sprechen. Er hielt ihm den Kaufvertrag seines Vaters vor
die Nase und sagte:

    "Du weißt, was Du zu tun hast. Mach das rückgängig.
      Du hast 48 Stunden Zeit, sonst ..."


"Aber... ich..." stammelte der Vertreter und wich zurück
mit den ausgestreckten fuchtelnden Händen vor seiner Brust,
als Pedro in den Mantel griff und den kurz zuvor ausgeliehenen
Baseballschläger seines Sohnes hervorholte.

    "Lass ihn, Gino, er hat's glaub' ich verstanden. Oder ?!"

hielt ihn Rodriguez von hinten zurück.

    "Ja, ja! Ist gut ich mach's rückgängig! Gleich morgen!" 

stammelte der Vertreter.

"Gute Entscheidung!" knurrte Pedro und er und Rodriguez
verließen schnellfüßig die Szene durch das Treppenhaus,
bevor ein Anwohner ihnen begegnen würde.

Draußen im Auto um die Ecke dann großes Gelächter.

    "Wieso zum Teufel GINO ?!?" Wo hast Du denn DEN her??!"

    "Na,... wie Gino Ginelli? Die Eis-Sorte?
    Mir ist nix anderes eingefallen in dem Moment!!"


Tatsächlich wurde der Kaufvertrag wortarm rückabgewickelt
und eine schmallippige Stornierungsbestätigung lag
2 Tage später im Briefkasten.

Und ab dem Tag hieß Pedro bei allen,
denen die Geschichte anvertraut worden war:

Gino Ginelli.

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