Ich muss die letzten Wochen immer wieder mal
über die Frage nachdenken "Wann hat Dich
zuletzt etwas so richtig begeistert?"
Jene Dinge, die mich in der Vergangenheit gefesselt,
begeistert, in ihren Bann gezogen hatten, haben
nach und nach an Farbe und Glanz eingebüßt.
World of Warcraft?
Spiele ich so wenig und selten wie seit Jahren nicht.
Was für eine PASSION das früher war!
Meine Fotoausrüstung?
Hab ich komplett verkauft. Alles.
Nach ca. 70.000 Fotos.
Und eine neue Kamera hab ich noch nicht.
Es scheint mir damit auch nicht zu eilen.
Meine akustische Gitarre?
Habe ich neulich auch verkauft.
Dass selbst zu spielen und songs zu schreiben
seinen Reiz verloren hat, empfinde ich fast
als schmerzlich, es ist aber so.
Vielleicht ist es das Getriebensein der letzten
zweieinhalb Jahre gewesen, das mir wirkliche Muße,
wirkliches Eintauchen in Tätigkeiten und das
sich-Befassen mit Handwerklichem (und nicht
nur Display-Gedaddel) vergällt hat.
Vielleicht ist "zu wenig an Zeit" da, als dass man
sich traute, die wenige verbliebene für zeitaufwendige
Aktivitäten einzusetzen?
Vielleicht ist das Verlieren von Leidenschaftsbereitschaft
aber auch ganz banal nur ein Zeichen des eigenen Alterns.
Und das wäre etwas, was ich als wirklich traurig empfände.
Bei einem meiner letzten Außendiensttermine im Allgäu
hatte ich nachts aus meinem Hotelzimmerfenster geschaut
und in der gegenüberliegenden Tanzschule noch ein
einzelnes beleuchtetes Fenster gesehen.
Alle Tanzschüler hatten das Gebäude bereits verlassen,
einige standen noch unten im Hinterhof mit ihren
Sporttaschen und unterhielten sich.
Aber ein Mädchen war noch im oberen Stockwerk.
Sie übte, allein für sich, im Spiegelsaal.
Wieder und wieder ging sie Schrittfolgen durch,
dabei abwechselnd auf ihre Füße und in die
Spiegelfront schauend.
Sicher noch eine halbe Stunde ging das so.
Ich stand da an meinem Fenster und schaute ihr
unbeobachtet zu.
Ich war fasziniert von der Passion, der Leidenschaft,
der Akribie, die die junge Frau da für ihr Hobby an
den Tag legte.
Wann war ich zuletzt so akribisch, so fasziniert von etwas?
Wann hatte ich zuletzt so begeistert geübt, praktiziert?
Da wurde ich etwas wehmütig.
Hin und wieder stolpere ich im Handy auf diese Videoaufnahme.
Und dann versuche ich wieder, auf die Frage eine Antwort zu finden.
21 Februar 2024
von der Nachttänzerin
4 Kommentare:
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Er freut sich über Ihre achtsame Wortwahl, einen freundlichen Ton und Ihren von Miteinander beseelten Gedankengang.
Und in allen anderen Fällen löscht er kommentarlos.
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Aaah achso, das sind also genau diese creepy Typen, die einen beobachten o.o
AntwortenLöschenDu hast die letzten 2-3 Jahre echt Stress gehabt, das mit der Passion kommt wieder, wenn es ruhiger wird. Es geht halt nicht alles auf einmal. Hat nix mit dem Alter zu tun.
Ich ERWARTETE, dass es einen "YOU PERVY CREEP!" -Kommentar geben würde, hatte aber die Entstehungsrichtung überall, nicht aber BEI DIR verortet :-P.
LöschenDein Wort in Gottes Gehörgang, was die Perspektive und die eintretende RUHE angeht - ich befürchte aber, ich befinde mich im letzten Stadium dieses f*cking ERWACHSENSEINs, wo FÜR NIX mehr Zeit ist, aber 1.000 to do's an jedem F*CK-TAG auf einen warten, und das wird NIE WIEDER besser, so meine Einschätzung.
Oh. Da fällt mir eine Unterhaltung neulich ein.
Die wäre hierzu erzählenswert.
Ich verschiebe das Thema auf einen separaten Blogbeitrag.
Ich war 15 Jahre mit meinem ersten Mann verheiratet, als ich mich trennte. Schon in den letzten Jahren jener Ehe bezeichnete ich mich als einen bunten Karton mit meinem Namen drauf, der mich aber nicht mehr beinhaltete.
AntwortenLöschenVielleicht hatte ich mir eingebildet, ich trenne mich, ziehe aus, beginne mein eigenes neues Leben und dann mache ich das, was ich will und was mir gefällt.
Die Wahrheit ist, dass ich viele Jahre brauchte, um überhaupt erstmal herauszufinden, was ich überhaupt wollte und welche Leidenschaften überhaupt in mir wohnen.
Den heutigen Mann kenne ich zwar fast genau so lange wie ich getrennt vom ersten Mann war - aber nicht umsonst sagt er heute öfter, dass er mich gar nicht so kennengelernt habe wie ich heute sei. Er wundert sich über meinen Musikgeschmack. Wundert sich, welchen Klamottenstil ich mag. Welchen Humor ich habe. Wie viel und wie gerne ich singe (auch wenn ich es nicht kann). Mit welcher Passion ich heute koche und backe (was ich früher immer hasste, weil es Pflichterfüllung bedeutete).
Er sagt heute oft, wir werden alt.
Ich sage dann immer: Ich werde ich.
Und was mich am allermeisten freut: Die Entdeckungsreise ist noch lange nicht zu Ende. Da geht noch ganz viel.
Das Bild von dem Karton, der einen nicht mehr beinhaltet, fand ich großartig.
LöschenNur hatte ich schon länger vorher eigtl. recht gute Vorstellungen von dem, was ich will und vor allem dem, was ich nicht mehr wollte.
Schön aber, wenn "alt werden" zugleich "ich werden" für jemanden bedeutet! Das hört sich so wahr an, dass es einfach richtig und gut sein MUSS!
Hoffen und vertrauen wir darauf, dass da wirklich "noch ganz viel kommt" :-)