In der Halle, in der ich mit meinem Bier in der Hand stand
und auf den Beginn des POLYPHIA-Konzertes wartete,
waren mehr als hundert Jahre lang alle Arten von Stahl- und
Kommunikationskabel hergestellt worden.
Das Carlswerk in Köln ist eine schöne location für Konzertbesuche.
Anders als viele Rezensenten auf G00gle M4ps kann ich aber die
angeblich erstaunliche Größe des Areals im hinteren Bereich nicht
erkennen.
Man muss ein bisschen zusehen, dass man was bekommt
an der (einen) Imbiss- und der (einen) Getränkebude.
Zu den Toiletten hingegen geht es unerwartet fix,
und das auch für die Mädchen. :-)
Wir stehen nah am Ausgang des ehemaligen Fabrikgebäudes
der früheren Firma Felten & Guilleaume, als mein Blick
auf eine vor 30 Jahren angebrachte "Mitarbeiter-Leitsätze"-Tafel
des damaligen Firmenvorstandes fällt.
Und die mich zum Nachdenken bringt:
Ein bisschen fange ich schon nach den ersten Aufzählungen
an zu lächeln. Wie sehr ich mich doch wiederfinde in den Aussagen.
Immer und immer wieder die gleiche Botschaft:
Qualität zählt.
Fehlerfreiheit ist zugleich Respekt und Qualität und Eigenanspruch.
Zusagen werden eingehalten.
Herrlich.
Wie sehr mich die heute in meiner Firma gelebte Fehlertoleranzkultur
ankotzt. Immer unter dem Schutzschild "nur durch Fehler lernt man"
und "wer sich weiterentwickeln will, der muss Fehler machen dürfen".
Was für ein unglaublicher Bullshit.
Was für eine Respektlosigkeit gegenüber dem, der vertraut, bezahlt,
wartet, auf das Fertigstellen meiner Leistung, meiner Arbeit.
Wie wenig heutzutage Eigenanspruch und Qualitätsanforderung
an die Arbeitsleistung, Pünktlichkeit, Zufriedenheit im Gegenüber
eine Rolle spielen.
Wie sehr die Haltung "ich werde hier nicht fürs Denken bezahlt
und wenn es nicht schneller geht, dann geht es eben nicht schneller
und ja mei, wo gehobelt wird, da fallen auch Spähne und Fehler
passieren eben immer wieder, so what!"
sich als etwas Selbstverständliches durchgesetzt hat.
Wie selten manche der Aussagen geworden sind, fast antiquitiert:
Wann haben Sie zum letzten Mal von auch nur irgendwem den
Leitsatz gehört, dass Qualität zu Wirtschaftlichkeit führt?
Statt immer weiter nur Kosten zu senken und die Qualität in exakt
jenem Maße abzusenken, wie es alle Mitbewerber auch tun,
damit der Kunde gar keine qualitativ bessere Alternative mehr hat
und Abwandern keinen Sinn für ihn mehr ergibt?
Diese Tafel da oben beachtet heute kein Mensch mehr.
Ich möchte wetten, dass selbst regelmäßige Besucher des
Carlswerkes sie noch nie gesehen bzw. beachtet haben.
Auch die Firma F&G hat sie nicht gerettet.
Die Lektüre der Firmenhistorie und des Besitzerwechsles der Marke
auf Wikipedia ermüdet beim Lesen, wie so oft in solchen Fällen.
Es bleibt das Lächeln auf den Lippen.
Die Erinnerung an eine Zeit, in der nicht alles gut,
aber sehr Vieles sehr viel besser war.
.
AntwortenLöschenIch fühle jeden Satz! Danke! <3
Gerne :-). Auch, wenn dieses Mal das "Sätze fühlen" nicht unbedingt in die Kategorie der angenehmen Gedanken fällt.
LöschenFrohsinn hat es nicht ausgelöst. ^^ Es ist ein bedrückendes, machtloses Gefühl sehenden Auges am Abgrund zu stehen.
Löschen