So nach und nach habe ich angefangen,
mich aus sozialen Medien zurückzuziehen.
Angefangen hatte alles mit einer neuen Handynummer:
Aus irgendeinem gutgemeinten Gedanken heraus hatte
ich Menschen aus meiner "alten Welt", vormals lieb gehabten
oder auch nur wohlbekannten Teilnehmern meines alten,
zurückgelassenen Lebens meine aktuelle Handynummer
zukommen lassen.
Das war schon für die 90% der Menschen nicht mehr sinnvoll,
die sich nach der Trennung und Scheidung für eine Meinung
über mich entschieden hatten, die kaum noch den Verdacht zuließ,
sie würden meine aktuelle Rufnummer überhaupt noch wollen.
Wie sich aber in den letzten 12 Monaten herausstellte,
benötigten auch die verbliebenen anderen 10% sie nicht mehr.
Oder zumindest nicht in der Art und Weise, wie ich das ihnen
zugedacht hatte.
Es war also an der Zeit für eine Adressbuchbereinigung.
Wie schnell der Wechsel der Handyrufnummer vonstatten geht,
wenn man beim gleichen Anbieter bleibt, hatte mich aber
baff erstaunt:
Nicht einmal zwei Minuten.
Die Nummer war schnell rausgesucht, die Email mit der
Bestätigung war für "binnen 24h" angekündigt, sie war aber schon
nach einer Minute da, die neue Rufnummer lief sofort!
Was ich nicht gleich bedacht hatte war, bei wievielen accounts
und logins meine Handyrufnummer hinterlegt war und nun
abgeändert werden musste!
Daran saß ich dann locker 3 Stunden.
Dabei fielen mir eine MENGE selten oder gar nicht mehr
genutzter Accounts auf.
Das nutzte ich zur nächsten größeren Bereinigung:
Löschung von Zugängen, Kündigung von Depots usw.
Und dabei fiel mir auch mal wieder auf, wie sinnlos so
berufliche Netzwerkplattformen sind und -vor allem-
wie unglaublich zeitfressend Instagram und Twitter sind.
Von Facebook hatte ich mich ja schon vor sechs Jahren nach
sehr kurzer Verweildauer zurückgezogen: Die Funktionsweisen
und Ziele der dort verwendeten Algorithmen erschienen mir
geradezu irrwitzig offensichtlich, die Inhalte banal und die
Art und Weise der Artikulationen dort irgendwas zwischen
blamabel und weitaus zu wenig achtsam und wertschätzend.
Twitter nutzte ich eigtl. nur als repost-Sammlung, und bei den
von mir verfolgten accounts ging mir zuletzt die künstliche
Aufgeregtheit, der Aktionismus, die unentspannte Wokeness
und -vor allem- der zunehmend ekelhafte Tonfall auf die Nerven:
Ein Jeder dort hält genau seine eigene Filterblase für den Hort
der Guten und Verständigen.
Damit ist Twitter zu genau dem verkommen, was die user selbst
doch so unbedingt von FB hatten abgrenzen wollen.
Manche mögen Twitter (völlig unabhängig von dem, was der neue
Eigentümer da tut und bleiben lässt) für den letzten funktionablen
Podest der freien Inforamtionen, der unabhängigen Meinungsbildung,
des offenen Diskurses halten.
Ich sage: Wie jede andere social media platform ist auch Twitter
einfach zu gut geeignet, die Gesellschaften zu spalten und deren
Mitglieder sich in irrelevanten Hahnenkämpfen um Misthaufen
verlieren zu lassen, um eine gemeinsame Fokussierung auf das,
was wirklich relevant ist zu verhindern, als dass diese Eignung
nicht auch perfekt gespielt und genau dafür benutzt würde.
Für Leute, denen ganze Sätze inzwischen zu lang sind, oder
die auch an dem in Twitter oft postulierten Diskurs der Meinungen
kein Interesse hatten (oftmals in Ermangelung einer solchen,
oder mangels Intellekt zur Heranbildung einer solchen), war
Instagram noch ein Anlaufhafen.
Im Prinzip habe ich mich da ab Tag eins nicht wohlgefühlt,
aber meine Verweildauer dort hatte Gründe, die (for sure)
außerhalb des Angebotes oder der Funktionalitäten von IG lagen.
Apropos Funktionalitäten: Die App fürs Smartphone war bis zum
Schluss einfach nur mega Kacke, nur noch unterboten von der
Browseranwendung in Windows^^.
Instagram besteht im Prinzip so gut wie nur noch aus
Selbstdarstellern, falsch dargestellten Realitäten, falschen
Produktinfos und Klickbaits.
Den Einzigen, wirklich den einzigen, den ich da vermissen
werde, ist ElHotzo.
So.
Im Prinzip müsste man, wäre man konsequent, jetzt noch
WhatsApp killen und dann die FB-Hilfeseite aufrufen, auf der
man das Verwenden und erneute Hochladen/Speichern der
eigenen Telefonnummer auf Meta-FB-Servern dauerhaft
unterbinden kann, und anschließend auf einen messenger
umstellen, der Datenschutz ernst nimmt und auf dem eine
Kommunikation ohne Nummernweitergabe und -speicherung
gewährleistet ist.
Den Schritt scheue ich noch.
Noch.
Erstmal freue ich mich über das (spürbar) gewonnene Mehr
an ZEIT am Tag ohne soziale Medien.
Ich schaue gefühlt viel seltener aufs Display, auch diese Zeit
geht messbar zurück. Der Handyakku hält geradezu verdächtig
länger. Ich shoppe erheblich weniger Blödsinn online.
Und wenn's ganz, ganz gut läuft, habe ich auch wieder
mehr Zeit zum Bloggen :-).
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