Seine Augen waren noch etwas verklebt vom Staub und der verlodernden Gluthitze,
seine Sinne noch benebelt von den Rauchschwaden um ihn herum und dem
Nachhall des Donnergrollens, welches noch nicht lange zurücklag.
Mühsam und sichtlich schwerfällig versuchte er zaghaft, sich erst auf
das eine, dann auf das andere Bein zu stützen und begann,
das Augenlicht noch nicht wiedererlangt habend, sich langsam
und unbeholfen aufzurichten.
Bis er wieder einigermaßen seine Umgebung wahrnehmen konnte,
erforderte es etliche Augenaufschläge, immer wieder für einige Momente
unterbrochen von Phasen des harten Zusammenkneifens seiner Augen,
um des fürchterlichen Brennens auf seiner Netzhaut Herr zu werden.
Bis dahin konnte er hier sowieso nicht weg, blind und steif,
also er nutze diese Zeit, seine schmerzenden Glieder zu strecken
und seine Nase (die sich irritierenderweise nicht bewegen aber auch nicht
kratzen ließ) in die Umgebung zu halten und sich einen ersten Eindruck
davon zu verschaffen, wo er hier eigentlich war.
Und was er hier eigentlich war.
Denn zu seiner Belustigung stellte das immer noch fast blinde Wesen
fest, dass alle seine Streck- und Schüttelbewegungen nahezu lautlos
von statten gingen.
Als sich nach etlichen Minuten seine Lieder endlich dazu bewegen ließen,
den Augen einen Spalt weit Aussicht zu gewähren, hätte er diese
am Liebsten weit aufgerissen, sah er doch mitten in seinem Gesichtsfeld
einen spitzen Schnabel und an sich herabblickend ein dichtes Kleid
aus langen, goldroten Federn.
Ein Vogel, dachte er, darf das denn wahr sein?
Ich werde allen Ernstes als Vogel wiedergeboren??
Und während die Asche um ihn herum mit jedem weiteren seiner
Flügelschläge von ihm abfiel und sich seine klauenartigen Füße
mehr und mehr Standfestigkeit im noch glimmenden Untergrund ertapsten,
fühlte er die Stärke in diesen Körper zurückkehren, fühlte er die
Spannung Einzug finden von der Rückenmuskulatur bis in die Spitzen
seiner beeindruckenden Schwingen.
Ein Vogel. Das war echt mal was Neues.
Was hatte er nicht schon alles für Lebenszyklen durchlaufen,
es waren Paarhufer gewesen, es waren Unpaarhufer gewesen,
in jedem Fall aber immer was mit Fell.
Federn also, DAS ist neu, schoss es ihm durch den Kopf.
Sein Blick richtete sich zum Himmel, der Sonne entgegen,
die seiner Welt heute einen ausgesprochen schönen Tag beschert hatte.
Mit jedem weiteren tiefen Atemzug breitete sich in dem soeben
neu geborenen Feuervogel eine gewisse Zuversicht und Zufriedenheit
mit seiner neuen Existenz aus, und er entstieg seiner Wiege,
der noch glimmenden Asche, um sich seines neuen Lebens zu erfreuen
und zu seinem ersten Tanz anzusetzen.
Dem Tanz des Phönix.
28 März 2022
von der Stunde Null
10 Kommentare:
Hinterlassen Sie dem Feuervogel an dieser Stelle gerne Ihre Gedanken:
Er freut sich über Ihre achtsame Wortwahl, einen freundlichen Ton und Ihren von Miteinander beseelten Gedankengang.
Und in allen anderen Fällen löscht er kommentarlos.
Falls Sie Probleme haben Ihren Kommentar angemeldet abzugeben: Suchen Sie in Ihren Browsereinstellungen nach "Cookies von Drittanbietern blockieren" und deaktivieren Sie diese Option.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Willkommen zurück!
AntwortenLöschenDas Gleiche für Dich :-)
LöschenOh, schön, ein neues Blog. Da schaue ich doch gerne mal rein. ;-)
AntwortenLöschenMöge ihm ein langes Dasein beschwert sein.
LöschenUnd lange Motivation seines Betreibers!^^
Welcome back. :)
AntwortenLöschenDir auch!
LöschenDanke für die Einladung. Und auf einen mystischen Vogel wäre ich nun wirklich nicht gekommen ;-)
AntwortenLöschenSchön, Dich wieder zu lesen. ��
Und schön, Dich wieder dabei zu haben! :-)
LöschenSchön, dass Du wieder da bist
AntwortenLöschenMechthilda
Hin und wieder schaue ich an mir herunter, um zu glauben, dass da statt Fell nun tatsächlich FEDERN an mir dran sind^^. Schön, dass DU wieder hier bist :-).
Löschen