10 April 2025

vom Tagesausflug in die Kindheit

Eigentlich hatte ich ins Bett gehört, weil die
inzwischen 3-wöchige Rundum-Erkältung wieder
voll zurückgekommen war.

Aber die Möglichkeit, mich selbst erstmals vorzustellen
als "der Neue" auf der Auftaktveranstaltung bei meinem
größten Vertriebsteam, wollte ich mir nicht entgehen lassen. 

Meine Stimme hielt dann auch nur knapp 7 Minuten,
als ich dran war, danach musste der mitgereiste Kollege
übernehmen und ich hielt die Klappe.

Das zuvor konsultierte Google Maps hatte Recht behalten:

Vom Veranstaltungsraum aus konnte man tatsächlich das
Gebäude sehen, in dem ich einst zur Welt gekommen war.

Nach mehr als vierzig Jahren erstmals wieder in meiner
Geburtsstadt - das fühlte sich nostalgisch an.

Daher nutzte ich die Mittagspause, um mich zu verabschieden
und fuhr noch ein paar Umwege durch Orte, an denen ich
als Kind gelebt hatte.

Unter Anderem wollte ich auch den Friedhof besuchen, auf
dem meine Omi begraben worden war. Damals war ich noch
keine 6 Jahre alt, und das war das erste Mal, das ich meinen
Vater hatte weinen sehen. Meine Mutter war nicht mitgekommen.




( Da ist der Ort. An dem es nun
keines der Gräber mehr gibt. )




( Da ist der Zaun, an dem entlang ich früher immer
leere Schneckenhäuser aufgesammelt und meiner Omi
aufs Grab gelegt hatte als Geschenk, wenn mein Vater
sonntags mit mir und frischen Blumen hinfuhr. )




( Die zwei riesigen Konifären, hinter denen wir stets
unsere Gießkannen (und ich mich) versteckt hatten,
stehen dort schon lange nicht mehr. )




( Da ist die frühere Dorfmetzgerei, in der wir
immer eingekauft hatten und in der es stets die
berühmte Scheibe Fleischwurst für mich als Kleinen gab. )




( Da ist links das Feld, auf dem immer Zuckerrüben
angebaut worden waren und von denen ich eine ausgebuddelt
und meiner Mutter heimlich übers Wochenende hinten
in ihren VW Käfer gelegt hatte.
Weia, das gab Ärger! )





( Da genau geradeaus in der Lücke der Bäume
ist der Baum, an dem mein Vater den toten Schäfer fand,
der sich dort aufgehängt hatte. 
Unser früheres Haus liegt gleich dahinter.)




( Da ist mein Spielplatz, ganz für mich allein.
Vor dem Brückengeländer geht es rechts steil bergab
zum Bach, unter der Brücke kann man sitzen und spielen. )


( Da ist die Weide neben unserem Gehöft,
auf der wir jedes Jahr zentnerweise Pilze
sammeln durften, weil der Dorfmetzger als Besitzer
sie kaum nutzte.)



( Da ist die Einfahrt zu meinem Kindheitshaus.
Die Kastanie hinten links neben dem Zentralgebäude
ist die älteste im Landskreis. In diesem Garten
lebte ich von Sonnenaufgang bis - untergang. )





( Da ist das Cafe im Nachbarort, in das
mein Vater sonntags mit mir immer hinfuhr.
Ich bekam immer meine Leibspeise,
heißen Kakao und ein Stück Herrentorte
mit Nougatblume obendrauf. )

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