Liebe Vorstände,
in der Zeit seit Anfang der Nullerjahre habt ihr uns organisatorisch
und disziplinarisch 8x umstrukturiert.
Ich hatte für einen in 22 Jahren ähnlich gelagerten Job
9 verschiedene Visitenkarten und genieße seit Januar
meinen nunmehr 11. Vorgesetzten in neuer Funktion,
dazu später mehr.
In diesen 8 Umstrukturierungen habt ihr uns 3x ausgegliedert
aus unseren regionalen Arbeitsgebieten und Eure Nachfolger
haben uns 3x wieder zurück eingegliedert.
Ganz bestimmt waren alle diese Änderungen sinnvoll und profitabel.
Ganz bestimmt.
Andernfalls hättet ihr und alle Eure Vorgänger sie ja nicht gemacht.
Mit der Umstrukturierung 2025 jedoch habt ihr einen Bock geschossen,
wie er selbst von Euch in Eurer von Kurzfristigkeit geprägten Fokussierung
nicht zu erwarten gewesen wäre.
Nachfolgend skizziere ich, weshalb das diesmal so ist und was in den
nun folgenden 10 Monaten chronologisch passieren wird:
- Ihr reißt bundesweit zwei Dutzend hochspezialisierte und
hochmotivierte Fachkräfte aus ihrer Spezialisierung heraus
und schult sie um in einen Bereich, den IHR wollt, aber keiner
der Betroffenen. - Damit setzt ihr uns vom Level "Top-Spezialist" in den Augen
unseres Vertriebes zurück auf das Level "Beginner/Amateur".
Das wird für Eure eigenen Zahlenreportings nicht gut ausgehen. - Ihr selbst werdet u.a. vergütet auf Basis einer Bilanzkennzahl
namens APE. Das dafür erfolgskritische Verkaufsprodukt kann
von Eurem Vertrieb nicht allein beraten und verkauft werden,
wird aber seit diesem Jahr von Niemandem mehr vor Ort im
Verkauf betreut.
Das wird Auswirkungen haben auf Eure Vergütungen. - Die Begründung dafür:
anstelle qualifizierter Anlageberatungen mit unseren Kunden aus
dem Bereich Hochleistungs-/Spitzensteuersatzerbringer unserer
Gesellschaft im Alter 50-60+ sprechen wir ab jetzt mit den
16-19-jährigen Azubi- und den 25-jährigen Studenten-Töchtern
von denen, oft mit antikapitalistischer Grundhaltung, dafür aber
mit umfassenden Weltverbesserungswissen und ebenso umfangreichen
Vorschlägen, die UNS als "alte weiße Männer" exakt SO anschauen,
wie sie ihre Väter anschauen. - Hinzu kommt: Ihr habt vergessen, dass Eure Vertriebspartner im
Durchschnitt 54 Jahre alt sind, bundesweit.
Die von Euch nun avisierte Zielgruppe ist 16-25 Jahre alt.
Das wird aus vertrieblicher Sicht schiefgehen. - Eure eigenen Führungskräfte der mittleren Ebene wissen um all das
und vertreten Eure Strukturänderung nut mit geballter Faust in
der Tasche.
Niemand stützt Euch aufrichtig.
- Ende April werdet ihr erstmals über "echte Zahlen" aus dem
Vertrieb verfügen, welche nicht verfälscht sind durch Jahresende-
Überhangsgeschäft (das 2024 sehr gut war).
Diese Zahlen werden in den relevanten Positionen einen merkantilen
Abwärtstrend zeigen aus den o.g. Gründen. - Darauf werdet ihr mit Bestandsprofitabilisierungs- und Vertriebs-
Maßnahmen reagieren. Seite 3 aus dem normalen Standardlehrbuch
für Unternehmensberatungshäuser halt. - Bis Juni/Juli wird hier keine relevante Verbesserung eingetreten sein.
Der Vertrieb wird das mit Sommerferien und dem schönen Wetter
wegargumentieren, weil das bisher noch jedes Mal geklappt hat. - Ihr werdet das mit neu aufgesetzten Controlling-Maßnahmen
quittieren (Exceltabellen befüllen, neu erstellte bis zu Termin tt.mm.
abzuarbeitende "Potenziallisten", Druck auf die mittleren Führungs-
kräfte), weil das bisher noch jedes Mal geklappt hat. - weil auch Stand September keine Eurer Maßnahmen so RICHTIG
gegriffen haben wird (bedenkt, dass erstens niemand auf Eurer
Seite steht und zweitens alle "hier unten" eine Gehaltsgarantie für
2025 haben), verfallt ihr zu Recht langsam in Panik.
Dann werdet ihr direkt, an uns vorbei, auf die größten Vertriebspartner
zugehen und denen Zusatzprovisionen und Incentives und
Sales Contracts in den Arsch blasen für Abschlüsse,
die zu 85% sowieso gekommen wären. - Das wird kurz zu einem Anstieg des Geschäftsvolumens führen,
der Euch befristet fälschlicherweise den Eindruck vermittelt,
ihr hättet recht und richtig gehandelt.
Dass die ganz dicken Fische unter den Vertriebspartnern nur auf
diese eure Panik gewartet haben, merkt ihr dann im: - November.
Anfang November wird sich herausschälen, dass das Jahr definitiv
unter dem Vorjahr performen wird.
Daraufhin wird sich unsere Aktionärsmutter im Ausland zu einem
außerregulären Besuch in Deutschland ankündigen.
Genau genommen werden es der CFO und der Chief Controller
für die Weltgruppe sein.
Die Fragen, die sie stellen werden, werdet ihr nicht mögen.
Und SIE werden Eure ANTWORTEN nicht mögen. - Da Eure Antworten auf die Fragen inhaltlich so ausfallen werden,
wie die Antworten Eurer Vorgänger auf Fragen zu zweifelhaften
Entscheidungen seit 2000 auch schon ausgefallen sind, wird unsere
Aktionärsmutter mit einer gewissen Absehbarkeit SO reagieren,
wie sie das auch schon in den letzten 25 Jahren getan hat.
Es wird Euch nicht gefallen.
Einige von Euch werden mit Dank für die guten Dienste ersetzt. - Ihre Nachfolger sowie die von Euch servil Verbliebenen werden die
Arbeiten zur erneuten Restrukturierung I/2027 umgehend in die Wege
leiten und zu 09/2026 offiziell als Profilschärfung, Potenzial-
fokussierung und noch bessere, passgenauere Betreuung Eures
Vertriebes und unserer zukünftig anvisierten Kundengruppen verkaufen.
[ AI never ceases to amaze me ]
Bingo!
AntwortenLöschenIch werde es hier gespannt verfolgen...
Dann würde ich mal sagen:
LöschenPopcorn holen, Füße hochlegen, die Show genießen ;-).
Hey SiriAlexa, leg mir diesen Post auf Wiedervorlage Anfang jeden Quartals. Ich möchte Punkte abhaken.
AntwortenLöschenInzwischen gab es einen Call mit meinem Chef:
LöschenSie ziehen uns „im kleinen Kreis“ zusammen und loben FÜR UNS extra Geld aus, wenn wir von unseren erst vor 4 Wochen abgeschafften Jobs DOCH WIEDER EINEN TEIL MIT ÜBERNEHMEN WÜRDEN.
Nur fürs Protokoll:
ES IST NOCH NICHT MAL FUCKING FEBRUAR UND SIE PISSEN SICH JETZT SCHON EIN11!!1!11