13 April 2024

about:Alman [ Brotkarte ]

Es geht damit los, dass ich ungewohnt lange
beim Baumarkt-Bäcker anstehen muss.

Vor mir sind noch 4 andere dran.

Die auch ebenfalls darauf warten, dass der Mann
Typus "Jan-Philipp mit dem Lastenrad"
-der gerade dran war- sich endlich zwischen den
5 verfügbaren Brötchensorten würde entscheiden können.

Genügend Zeit also, sich das verfügbare Angebot
ausreichend gründlich anzuschauen.

(ich sage bewusst nicht: "die AUSLAGE anzuschauen".

Weil eine der Verkäuferinnen 
hinterm Tresen
eine auffallend ausladende Oberweite 
hatte,
und das dann ja sexistischer Kackdreck wäre,
welchem ich -wie Sie alle seit Langem wissen-
hier im Blog 
keinen Fuß breit Raum gewähre!)

Während mein Blick also über DAS VERFÜGBARE
ANGEBOT
streifte*, bemerke ich die aktuellen
Kombi-Wochenangebote.

*persönlich fände ich striff
ja viel cooler, aber der Duden hat ja
spätestens 2006 aufgehört, cool zu sein
und lässt statt dessen solche Verbalinjurien
wie REDUKTION zu...

Eines dieser Angebote heißt FAMILIEN-TÜTE**.

Dabei kann man 1 Brot seiner Wahl mit 5 Brötchen
seiner Wahl in einer Tüte kombinieren.
Und bezahlt dafür:
EUR 5,70 statt neun Euro und irgendwas.

** ich bin mir des Umstandes bewusst,
dass zum jetzigen Zeitpunkt, also kurz nach
Inkrafttreten der Cannabislegalisierung,
VIELE von Ihnen bei dem Begriff
FAMILIENTÜTE jetzt schon feuchte
( bzw. gerötete) Augen bekommen haben.

Aber ach, kommen Sie:
Ich bin Old School Soldier,
das WISSEN Sie!
Hier gibt's nur Alkohol und Pillen
und manchmal Titten im Blog,
keine gerauchten Pflanzen,
also bitte:
Calm your tits.


Kurz überlege ich, ob ich das bringen kann.
Also, eine FAMILIEN-Tüte kaufen.

Wo doch niemand, I repeat, NIEMAND
östlich der Sonne und westlich des Mondes***
weiter weg von FAMILIE ist als ich es bin.

Andererseits:
Was gäb's Geileres als frisches Brot vom Bäcker?

Zumal es schon 14 Uhr ist und mein bisheriger Tag
aus 4 Kaffee mit und ohne Zucker bestanden hat?

Und prompt bestelle ich die Familientüte, als ich dran bin.

Ich finde es peinlich, unvorbereitet zu sein, als mich die
Backwarenverkaufskraft fragt, welche Brötchen es denn
sein sollen.

Aber ich bin unvorbereitet.

      "Egal, irgendwelche. Die 5, die SIE nehmen würden!"

Der dürre Mann, der neben mir am Tresen bedient wird,
schaut mich nun verduzt an.

      "Irgendwelche Brötchen?!"

Ich so: "Ja. Ich mag ALLE Brötchen (kurzer Blick zur
Verkäuferin),
'ist wie mit Ti... BROT! Auch alles lecker!"

Er nickt grinsend und verzieht sich und dann fragt die
Brotfachdingens auch schon die Alman-Frage schlechthin:

"Haben Sie unsere Brot-Karte?"

Ich verneine und schiebe sogleich hinterher, dass ich
diese aber sehr gerne hätte, und dann bekomme ich
Brot, Brötchen und eine abgestempelte Brot-Karte und
bin darüber so glücklich, dass ich auf sechs Euro aufrunde
und rhythmischen Schrittes vergnügt fürbass schreite,
um kurz darauf noch auf dem Baumarktparkplatz die
erste frische Brotscheibe zu verschlingen.

Zuhause angekommen gibt es mein Lieblingsfrühstück.

Brot, Butter, Salz.



Viel besser kann Leben nicht sein.

Und bin nun außerdem im Besitz
des most alman thing ever:

Einer Brotkarte.






*** ich habe zwar wenig Hoffnung.

Aber SOLLTEN Sie DIESE Allusion
geschnallt haben, würden Sie einen Mann
in dessen vorletztem Viertel
sehr glücklich machen. 

12 Kommentare:

  1. Brotkarten sind eine ganz wundervolle Erfindung. Ich hatte ewig keine Brotkarte mehr.

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    1. Ich auch nicht.
      Muss auch endlich mal wieder von der reinen Brötchenmampferei weg.
      Sehe selbst schon aus wie eines.

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  2. ... "östlich der Sonne und westlich des Mondes" ... ist das nicht ein norwegisches (finnisches?) Volksmärchen? Erinnere mich dunkel daran, daß mir mein Vater quer durch die Weltkulturen Märchen und Göttersagen vorgelesen hat.

    Irgendwer wohnte da in einem Schloß östlich der Sonne und westlich des Mondes. Oder wurde da gefangen gehalten und musste gerettet werden? Immerhin weiß ich noch, es kamen ein Pferd, ein goldener Apfel und alle vier Winde vor.

    Und, wer mußte Dich vor der bösen Stiefmutter aus dem Schloß retten? :-D

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    1. Ich rieche KUULTUUUUR, I upvote! :-D

      Eigentlich hatte ich an den song von a-ha gedacht, aber ja, der bezieht sich auf ebendieses Volksmärchen.
      Ein ziemlich wirres, wie ich in der Recherche festgestellt habe^^

      Und mit den (potentiellen) Schwiegermüttern hatte ich nahezu nie Pech. Bin ja auch der totale Typ Schwiegersohn :-D.

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    2. Sind Märchen Kultur? Ich glaube, es liegt eher daran, daß in meinem Elternhaus nun einmal sehr viele Märchenbücher vorhanden waren und mein Vater ein begnadeter Vorleser ist. Als Kind konnte ich davon nicht genug kriegen und stand jedes Mal mit einem Buch unter dem Arm vor ihm, sobald er nach Feierabend durch die Türe kam. Egal ob um fünf Uhr Nachmittags oder abends um zehn. Kann aus heutiger Sicht nur sagen, daß es zu meinem Glück damals diese unsäglichen "Connie" Bücher noch nicht gab 😁 Und ich kann mir keine Songtitel und -texte merken, geschweige denn Titel einer Band zuordnen. Auf den Umweg, daß A-HA eine norwegische Band ist und dieses Märchen dann wohl künstlerisch verarbeitet hab, wäre ich im Leben nicht gekommen.

      Das Märchen mag ein wenig wirr erscheinen, was ich - nachdem ich es gerade eben erst gesucht und gelesen habe - allerdings echt cool finde: die junge Frau muß den Prinz retten, nicht umgekehrt. Ob mein Vater wußte, was er damit anrichtet, wenn er mir solche Geschichten vorliest?

      Lesen Eltern heute eigentlich noch Märchen vor?

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    3. @ Kultur?
      Ja, das sind sie. In meinen Augen sind sie sogar essentieller Kern einer Gesellschaftskultur und mitbestimmen das Grundtimbre ihrer Mitglieder.
      Märchenarme Kulturen sind grundsätzlich kulturarme Kulturen.

      @a-ha:
      Ein kriminell unterbewerteter Song von denen war das:

      https://youtu.be/QaleMPKp7ZE?t=39

      "Money talks,
      and hey, I'm listening,
      I lived without it,
      enough to miss it."

      @lesen Elter heute noch vor:

      Es ist mein starker Erlebenseindruck, dass dies nicht mehr in der nötigerweise sinnvollen Breite und auch Tiefe geschieht.
      Audio-Hörbücher, produziert von Kosumgutherstellern, haben diese Elternaufgabe übernommen und an dieser Stelle die Eltern ersetzt.

      Sobald ich mal Zeit habe (lol), werde ich daher Märchenvorleser
      für Kinder, deren Eltern die Zeit / das Vermögen / das Verständnis
      dafür fehlen. Im Zweifel auch engeltlos.
      Man kann mich dann stundenweise buchen.

      Auch Frauen, die heute kein Wort mehr mit mir reden, befanden, ich sei ein guter Märchenonkel. Vielleicht kann man im Alter mal ein Nebengewerbe daraus machen.

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  3. "Auch Frauen, die heute kein Wort mehr mit mir reden, befanden, ich sei ein guter Märchenonkel."

    Made my day! :-)

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    1. Ich hatte mir bereits beim Runtertippen überlegt, wie zweideutig sich DAS wohl lesen würde, wollte aber die ursprüngliche Idee keinesfalls deshalb opfern^^.

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  4. So weit weg von Familie, wie Du behauptest, bist Du mit einer frechen und fuersorglichen Frau an Deiner Seite sowie regelmaessigen Verwandtinnenbesuchen doch ueberhaupt gar nicht :)

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    1. ... und hier wurde regelmaessig vorgelesen, von mir und dem Opi.
      ALLES.
      Wobei Maerchen leider leider nie ganz so gut ankamen, was ich schade fand, ich liebe die naemlich und das Kind musste deswegen einfach da durch.
      Er mochte aber andere Geschichten lieber. Da das dann aber so was wie zB. Piggeldy und Frederick war, fand ich es auch ok :)

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    2. Doch, ich bin zu dem, was ICH „Familie“ nenne, sehr weit weg. Also im Sinne von „ausreichend weit“. Was gut so ist.

      Zum Vorlesen, im Prinzip ist das doch gleich, was erzählt wird. Politikerkinder kriegen vielleicht Märchen vorgelesen, die beginnen mit „nach der optimistischen Jahressteuerschätzung des Herrn Staatssekretäres wird 2024 ein von Deflation und Wachstumshemmungen geprägtes Gesamtjahr werden“ oder irgendsowas.
      Wichtig ist, wer vorliest und ob es inhaltlich geeignet ist für eine virtuelle inhaltliche Auseinandersetzung im Kopf des Kindes.

      Trotzdem finde ich alte, traditionelle Märchen geeigneter, allein schon der aufbauenden, geduldfördernderen erzählerischen Ruhe wegen.

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  5. "allein schon der aufbauenden, geduldfördernderen erzählerischen Ruhe wegen" ...

    Lange nicht Grimms Maerchen gelesen, was?
    Wenn man die als Erwachsener noch mal liest, merkt man mal, wie viele davon, die man als eher lang im Kopf hat, unfassbar kurz gefasst sind und relativ hektisch durch die Handlung durchrattern.

    Rotkäppchen hat keine 2 A4-Seiten, der süsse Brei oder Strohhalm, Kohle und Bohne haben nicht mal eine, und selbst mein all time favourite, Bruederchen und Schwesterchen mit etwas umfangreicherer Handlung, kommt nur auf drei Seiten.

    Was GUT ist :)
    Denn es heisst, dass sich das meiste wohl im Kopf abgespielt hat!

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