[ Wenige Dinge mache ich lieber als Auftragsbloggerei;
wie ich schon ein halbes Dutzend mal erwänhnte.
Ok, Sex. Natürlich.
Aber das muss in diesem Fall noch ein bisschen warten. ]
Ok, Sex. Natürlich.
Aber das muss in diesem Fall noch ein bisschen warten. ]
Schreien war nichts, was mir als Kind zugestanden war.
Himmel, nein.
Es wäre nicht so gewesen, dass irgendein Elternteil mir
explizit gesagt hätte, dass ich gefälligst still zu sein hätte.
Es wäre auch nicht so gewesen, dass man mir das erst
noch hätte sagen müssen - es war einfach implizit immer
ganz selbstverständlich.
Das war so ein Teil der strukturellen Gewalt, die sich
latent permanent durch meine Kindheit gezogen hatte:
Es wäre mir im Traum nicht eingefallen, zu schreien.
Die Konsequenzen dafür waren für mich allgegenwärtig.
Dabei hätte ich genug Gelegenheiten dazu gehabt, hätte
ich es nur gewollt: Weil ich sehr viel allein und dann auch
meistens draußen war als Kind (und davon die allermeiste
Zeit an einem kleinen Bach unter eine Brücke) , hätte mich
niemand weit und breit gehört.
Es hätte also auch keinen Ärger deswegen gegeben.
und des Gefühls, ungerecht behandelt worden zu sein, vor,
still zu bleiben.
Schreien war also insgesamt eher eine Seltenheit in meinem Leben.
Und vielleicht ist das der Grund, dass ich mich an jedes
einzelne Mal "Schreien" noch erinnern kann als wäre es
gestern passiert.
Ich kann mich gut erinnern an die exakt drei Gelegenheiten,
zu denen ich meinen Vater angeschrien habe.
In den ersten beiden Fällen war er gewalttätig gegen meine
Stiefmutter geworden, einmal musste ich mit der Schaufel aus
der Garage hinter ihm her, um Schlimmeres zu verhindern.
Das andere Mal schrie ich ihn bis zur Heiserkeit von Treppe
herunter an in einer ähnlichen Situation. Ich schrie so oft bis
die Stimme erst überschlug und dann vollends versagte HÖR AUF!
Das dritte Mal war ich schon Teenager, und da macht man hin
und wieder mal einen auf "ich bin jetzt auch groß" und dafür
habe ich mir dann zu meinem großen Erstaunen keine eingefangen.
Schreien verband ich also nur mit extremen, unangenehmen,
leidvollen und belastenden Situationen.
Außerdem habe ich es ausnahmslos hinterher bereut,
wenn ich geschrien habe, unabhängig vom Anlass.
In den letzten Jahren habe ich wenn, dann fast nur noch
hinterm Steuer im Straßenverkehr geschrien - ein kurzer
Entlastungsschrei sozusagen^^.
Und dann war auch sofort alles wieder gut und ich
verstand schon wenige Sekunden später nicht mehr,
weshalb das jetzt nötig gewesen wäre.
Leider eben nur "fast".
Ungefähr ein- oder zweimal im Jahr passiert es, dass
meine Freundin mich anschreit. Und dann schreie ich zurück.
Es ist sinnlos, unangebracht und in dem Moment empfinde
ich es auch als zutiefst entehrend und entwürdigend.
Aber ich kann es nicht vermeiden.
Es ist so ungefähr meine letzte wirkliche moralische Prüfung
in Sachen Selbstbeherrschung, der ich mich stellen muss.
Hin und wieder zumindest.
Und ich freue mich schon auf das Jahr, in dem
das Schreien endgültig mein Leben verlassen hat :-).
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