bodenlos

 
Am letzten rechtlich möglichen Tag hatte ich meinen
Vermieter um ein paar Minuten seiner Zeit gebeten,
um ihm ...

   a) die schriftliche Kündigung für diese Wohnung zu übergeben
   b) dabei auch gleiche seine Bestätigungsunterschrift fristgerecht einzuholen
   c) mitzuteilen, dass ich auch gerne 2-4 Wochen früher ausziehen könnte.

Hintergedanke war natürlich, dass er mich evtl. einen
halben (oder ganzen) Monat früher aus dem Mietvertrag
rauslassen könnte, sofern sich ein Nachmieter fände, der
dankbar wäre, nicht an Weihnachten/Silvester umziehen zu müssen.

Seine Antwort war nicht unerwartet schwäbisch-clever:
          "Das macht IHR dann miteinander aus,
            DAMIT habe ich nichts zu tun!"

'Heißt auf deutsch:

"DU hast einen Mietvertrag mit mir bis 31.12.
Und wenn DU vorher raus willst, kannst DU das
gerne mit Deinem Nachmieter ausmachen, ob ER
Dir die anteilige Monatsmiete zahlt.
Und falls nicht, dann eben nicht."

Das war wie gesagt zu erwarten:
Der Mann hat bis vor Kurzem Umsatzverantwortung für
150 Mio Euro gehabt und war Geschäftsführer einer europaweit
gut bekannten Firma.

Und da er als solcher ein hoch sechsstelliges Jahresgehalt
bezieht und man von den 5 weiteren vermieteten Immobilien
in der gleichen Straße hier allein ja unmöglich leben kann,
muss einfach Verständnis dafür aufgebracht werden, wenn es
da um jede einzelne verfügbare Monatsmiete geht.

Klar.
Von den Reichen lernt man das Sparen, sagte die Ex immer.

Egal. Bei dieser Gelegenheit wies ich ihn (nochmals) auf die
Laminatboden-Beschädigungen meiner Vormieter hin.

Sie erinnern sich? Eine Familie mit 2 Kindern.

Beim Besichtigungstermin hatte die Wohnung ausgesehen,
als sei nach Umzug nie richtig ausgepackt worden.

Alles war zugestellt und zugestapelt gewesen.
Es waren keine 3 Meter Boden zu sehen gewesen in der
kompletten Wohnung.

Und nachdem ich die Wohnung mal leer übergeben bekommen
hatte, war klar, dass hier nie achtgegeben worden war auf
Böden, Heizkörper, Fußbodenleisten.

Es war auch seit Wochen, eher Monaten, nicht mehr in
einer Art und Weise verfahren worden, die ich unter
"die Wohnung putzen" subsummieren würde. Von den
Fenstern mal gar nicht erst zu reden.

Eine der Laminatböden (der im Schlafzimmer) war so
dermaßen schäbig und eklig gewesen, dass ich ihn auf
eigene Rechnung ausgetauscht und bei der Gelegenheit auch
gleiche neue Fußbodenleisten für 2 Räume hatte verlegen lassen.

Und dann stehen der Vermieter und ich im Arbeitszimmer,
ich zeige ihm die Schäden des halb aufgerissenen Laminatbodens,
und dann sagt der doch allen Ernstes:

"'Hab' ich nichts mit zu tun - die Wohnung wird ohne Böden vermietet.
Steht auch so im Mietvertrag drin. Wer was Anderes hier rein haben
will, kann sich das gerne reinlegen lassen, ich bin da offen für Alles!"

'Türlich.
Das glaub' ich gerne.

Dass er "da offen ist", wenn einer seiner Mieter da endlich mal
auf eigene Kappe einen neuen Boden reinlegen lässt.

Jetzt wird mir auch klar, weshalb hier sämtlicher Laminat 
wirklich nur der allerbilligste Scheiß war.

Ohne Keller, ohne Garage, ohne Küche - 'alles schon mal gehört.

Aber ohne Böden?
Find das nur ich...bodenlos?