08 März 2023

No more XL ( reloadad ) pt. 1


So weit hätte es nicht kommen müssen. Echt nicht.

Im Prinzip war mir ja klar, welches Verhalten wozu
mit meinem Körper führt und worin eigenes
Ernährungsfehlverhalten endet.

Aber ehrlicherweise wollte ich das so.
Ehrlicherweise war mir Anderes wichtiger, als mein mit
durchaus Aufwand heruntergekämpftes Gewicht zu halten.

Fast drei Jahre lang war es kein Problem gewesen, mein erreichtes
Gewicht zu halten. Aber dann wurde mir "das Andere" wichtiger.

Dieses "Andere" war, mich einfach mal gehen lassen zu wollen.

Dieses "Andere" war, in der Zeit nach Scheidung, Auszug, Einzug
und all dem, was danach erst noch kommen sollte, ein wenig die
Gedanken zu sortieren, in sich hinein zu hören, zu reflektieren.

Das ging, geht (und wird immer gehen) am Besten mit: Alkohol.

Es gibt daran nichts zu diskutieren.
Manche dieser Abende,  dieser Nächte im vergangenen Jahr
habe ich als etwas empfunden, was in der Wahl der Methoden
(bzw. der Intensität der Erlebnisse) ein bisschen zu rauh war
für die Lektion, die das Ganze wohl irgendwie hat vermitteln sollen.

Mehr als einmal ging mir durch den Kopf:
"So hart hättest Du es nicht gebraucht, um was zu kapieren."

Das ist aber nicht in meiner Entscheidung gewesen.
Ich bin eigentlich ganz gut im "mit gegebenen Verhältnissen
zurecht kommen".

An manchen Tagen oder Abenden allerdings erschien es mir
schlicht und einfach nicht sinnvoll, nüchtern zu bleiben.
Und eigentlich nur darauf ging der Verlust des Idealgewichts
zurück:

Erstens sind alkoholische Getränke ziemlich kalorisch.
Ohne jetzt ins Detail zu gehen, was und wie oft ich solche
Getränke konsumiert habe, kann ich aus Sicht des Energie-
haushaltes feststellen:

In den meisten der letzten 12 Monate werde ich im Schnitt
ca. 14.000-15.000 kcal im Monat zusätzlich durch Alkohol
zu mir genommen haben.

Das allein führt schon zu Gewichtszunahme, sofern man
nebenher nicht kaum noch was Anderes isst.

Zweitens tritt je nach Alkoholart auch noch aufkommender
Appetit mit auf die Bühne.

Besonders schlimm war es spät abends / nachts in Folge
von Bierkonsum:

Wie oft ich da hilflos neben dem Kühlschrank gestanden war
und irgendwelche Schinkenbrote mit Käse in mich rein gestopft
hatte, das war schon erbärmlich.^^

Drittens waren die Wochenenden (die eigentlich als cheat days
gedacht waren bei ansonsten gut gehaltener Ernährungsdisziplin)
zusammen mit der Freundin auch noch ausgeufert:

Statt "wir gehen aus und nehmen einen Hähnchenbrustsalat und
dazu ein Bier"
kam ein "wir gehen zum Burgerladen mit Pommes,
Süßkartoffelpommes und 3 Bier".

Und abends spät nach dem Heimkommen noch: Chips und Zeugs.

Ich fasse zusammen:
Alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.
Und sich mit Anlauf selbst wieder in die Grütze geritten.


Natürlich hatten klammheimlich auch neue Klamotten her gemusst.
Eine größere Hose, ein größerer Pulli, ein weiteres Hemd.

Der Witz an der Sache war:
Zu jedem Zeitpunkt hätte ich das beenden können.
Zu jedem Zeitpunkt war mir klar, wie genau ich wieder 
würde starten können mit der Gegenbewegung:

Nämlich mit dem Herausholen der Körperwaage und
deren Benutzung. Dann würde der eigene Ehrgeiz sofort
wieder erwachen, dann würde alles von ganz alleine in
Gang kommen.

Aber ich - wollte nicht.
Ich wusste aber genau:

Wenn Du jetzt diese Scheißwage herausholst, da links unten
aus dem Kleiderschrank, dann ist Alles gelaufen.
Dann war's das mit dem Alkohol für eine lange Zeit.
Dann war das hier jetzt gerade Dein letztes Glas.
Und dann?
Sitzt Du hier morgen abend und kannst Dir diesen ganzen Scheiß
in Deinem Kopf nüchtern antun.
Willst Du das? Kannst Du das?


Und dann kam aber der Turnaround.
Der Moment war schon länger "unterwegs zu mir" gewesen,
so wie sich das angefühlt hat.

Aber in den letzten Wochen hatte es zwei Abende gegeben,
an denen ich es wirklich übertrieben hatte.

Danach hatte ich mehrere Tage keinerlei Bedarf nach igrgendwas
Anderem außer Wasser und Kaffee und an einem dieser Tage
war es dann plötzlich soweit:
Ich ging an den Kleiderschrank, holte die Wage raus, wechselte
die Batterien, aktualisierte die App dazu auf dem Handy.

Und stieg auf die Wage.
Weia. Blamalbel.

Wenigstens habe ich noch gaaanz kurz vor dem Erreichen
der "plus zwanzig Kilo" -Marke die Reißleine ziehen können.^^

Trotzdem beiße ich mir auf die Lippen, wenn ich den 
Screenshot von Ende 2018 sehe.

 
Also dann: Gehen wir's an.
Ein weiteres Mal.
Sie kennen das vielleicht noch
von der letzten Runde,
in einer anderen Welt^^.

Dieses Mal wird es leider nicht ganz so leicht wie
beim letzten Mal:

Erstens bin ich nun knapp fünf Jahre älter als damals.
Normalerweise fällt Abnehmen schwerer mit höherem Alter.

Zweitens hatte ich damals einen Job, der mir das Abnehmen
wesentlich leichter machte (nur home office) als mein jetziger.

Drittens lebe ich jetzt allein. Somit fallen alle Einkäufe,
Haus- und Putzarbeiten usw. allein mir zu - die Zeit für das
Vorbereiten vernünftigen Essens ist eingeschränkter als damals.

Viertens, es gibt diesmal ein Zeitziel - was allerdings leicht
zu erreichen sein dürfte (Kroatienurlaub im Spätsommer).

Seit ein paar Tagen läuft das jetzt wieder an:
16:8 Teilfasten + Kohlenhydrat-arme Ernährung.

Nicht ganz so strikt wie beim letzten Mal - ich brauche
anfangs noch ein paar "Mini-cheats" für die Motivation
(beispielsweise etwas Kahlua im Espresso nachmittags,
beispielsweise mal Kartoffeln zum Salat).

Haben Sie auch so ein Ziel?
Ich finde, März ist ein ausgezeichneter Startmonat für sowas! :-)

12 Kommentare:

  1. März 2025? Könnte ich einrichten.

    Ansonsten sehe ich mich in ähnlicher Situation. Nun gut, beim Alkoholkonsum bin ich weit abgeschlagen, ich habe im Februar 23 die letzte Flasche Bier getrunken. Aus dem Kasten, den ich im November 21 kaufte.
    Aber was das schädliche Essen betrifft: da kann ich mithalten. Ein Zwei-Brotscheiben-eine-mit-Butter-eine-mit-Käsewurstmarmeladewasgeradedaist-ein-Ei-eine-Tasse-Kaffee-Frühstück hält bis abends vor, dann wird sich noch schnell das gifitge Convenientfood vor der Nacht reingezimmert. Dazu Homeoffice mit minimalster Bewegung - fertig ist der Rundungsfehler. Indes, es fehlt an Motivation, auf Blattsalate umzusteigen.

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    1. "Rundungsfehler" wird mein neuer Lieblingsbegriff für diesen Zusammenhang! :-)

      Home Office lasse ich aber nicht recht entschuldigend gelten:

      GERADE DORT habe ich ja die Möglichkeit, fernab von Pizzageruch, Dönerschwaden, Backwarenauslagen, Hähnchengrill- und Pommesbuden genau DAS zu essen, von dem ich weiß, dass es mir GUT tut.
      Genau genommen ist das bei mir einer der wesentlich erschwerenden Faktoren zur Zeit, nämlich kein HO mehr zu haben (denn an den Tagen, an DENEN ich es habe, fällt alles leicht).


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  2. Wiegen am WE mit ähnlichem katastrophalen Ergebnis. Ich finde mich sehr auf meine Art und Weise in diesem Text wieder, innerlich viele Haken gemacht. Ziele diesbezüglich ja, gerade keine Kraft dafür. Der Kopf ist noch nicht bereit. Ich belasse es erstmal bei alllgemeiner Wiedereingliederung ins Leben, das fordert mich genug. ^^ Ich wünsche Dir viel Erfolg!

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    1. Mit der Bereitschaft im Kopf fängt alles an.
      Ohne geht es nicht.

      Ok, es ginge schon - wenn der Kardiologe mit dem Ultraschaller in der Hand sagt Glückwunsch, noch 0,3 mm, dann ist die Y-Arterie da links oben am Hals endgültig zu! Was halten Sie denn mal von einer angepassten Ernährung?!", dann geht es auch ohne dass der Kopf schon so weit war^^.

      Spaß beiseite:
      Du hast Recht. Leben ist an sich schon im NORMALzustand fordernd genug. Es muss sich einfach im Kopf einnisten, dass Körper und Geist ALLE Ressourcen brauchen (und zwar inklusive nicht belastender, gesunder Ernährung), um den ganzen Rotz hier irgendwie noch sozialverträglich geregelt und auf die Kette zu kriegen....

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    2. Die Lebensbedrohlichkeit lasse ich mal außen vor. Alkohol ist nicht mein Problem. Meines ist das Homeoffice und die schludrigen Angewohnheiten, fehlende Routine und völlig verloren in diesem Raum-Zeit -Kontinuum, kurz Perpektivlosigkeit. Intervallfasten funktioniert kaum und Bewegung gleich null. Mir fehlt eine geregelte Taktung und da kommt der Ehrgeiz von allein. Es ist ähnlich wie beim Doktor. Da staune ich wirklich über diese täglichen Frühstücksszenarien.

      Ich sehe mich derzeit nicht in der Lage, es auf die Kette zu kriege. Ich brquche Ordnung, innen wie außen. Corona und anderes von davor haben mich vom Leben abgehängt.

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    3. Ich brauch gar nix mehr antworten, denn (bis auf dass bei mir dann auch noch der Alkohol oben drauf kommt) haette ich exakt geschrieben, was Nova schreibt (nur nicht so schoen formuliert :) )

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    4. @Moya stets zu Diensten und vielen Dank! :D

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    5. Ordnung ist hier auch so ein inneres Reizthema - je mehr ich mich strukturell dafür organisiere, desto weniger zufrieden scheint es mich zu machen. Ich mag den Gedanken ganz und gar nicht, etwas nicht auf die Kette zu kriegen.

      Irgendwann muss das mit diesem erreichten Erwachsensein und den Überblick mühelos behalten können doch mal einkicken!!

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  3. Bin meinem alternden Körper sehr dankbar dafür, dass er mir bei anhaltender Bewegungslosigkeit Rückenschmerzen aus der Hölle schickt und mich zusätzlich in ein absolutes Depri-Loch kickt. Ich bin also dazu verdammt, moderate Bewegung einzubauen, weil ich mich einfach elend fühle, wenn ich das nicht tue. Das ist eigentlich gut. Nicht gut ist, dass ich dann dazu neige, "mich zu belohnen", weil ich ja ein moderates Workout hatte - und sei es noch so winzig. Die Belohnung erfolgt aber blöderweise nie in Gestalt von Möhren oder Salat, weswegen ich da wohl bei plus-minus-null bin.^^ (Auch eine Leistung, in dem Alter) Ich wiege mich übrigens nicht mehr. Wenn die Klamotten sitzen, ist alles gut. Wenn nicht, dann ist gar nichts gut.^^

    Aber Rundungsfehler... was für eine schöne Wortschöpfung. ;D

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    1. Exakt darauf warte ich hier - dass ich wieder solche Rückenprobleme bekomme, dass es von ganz allein meinen fetten faulen Arsch aus dem Haus und raus ins Grüne treibt!

      Was schonmal gut ist: Mein Belohnungshunger hält derzeit die Klappe.
      Bin gespannt, wie lange.

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  4. War das der Entschluss, der ins Haus stand?
    Wenn Sie wieder solche appetitlichen Salatvariationen zeigen, dann bitte gern mit Saucen Rezepten, ich bin neugierig.
    In den letzten 18 Monaten habe ich meine Kleidergrößen ziemlich nach unten korrigiert. Auch nicht immer einfach: Einerseits für das Kleiderbudget und dann auch mit dem Spiegel. Nicht immer war die Abnahme gleichmäßig und es hat manchmal gedauert, bis wieder alles proportional war ;-)

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    1. Jein, es war ein Teil des Entschlusses.
      Weitaus reduzierter Alkoholkonsum war die Haupttriebfeder, das ist einfach so viel gesünder und effektiver, dass es inzwischen die positiven Gefühlseffekte nicht mehr lohnt.

      Salatsaucen => ist notiert, kommt!

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