Ich wohne hier ganz am Rande der Gemeinde,
das letzte Haus der Straße, des Ortes.
Eine Sackgasse.
Indes, Sie glauben nicht, wieviel Autoverkehr
in so einer Sackgasse täglich stattfindet.
Allein, was gegenüber im Haus tagtäglich an Kindern
vorgefahren, abgeliefert, abgeholt wird, ist echt irre.
Nachbarschaftlich kulturell liege ich genau zwischen
Tschechei und Elfenbeinküste:
Wenn die Ivorer in Sichtweise zu meiner Küche eine
ihrer legendären Gartenpartys feiern, dann hat die
ganze Straße was davon (und die Nachbarstraßen auch)
(eigentlich der ganze Postleitzahlbereich).
Ihr Garten ist dann voll von Bierbänken, Tischen,
Kinderlachen und Tänzen.
Die Frauen haben bunte Gewänder und Kopftücher an.
Der Vater pumpt in Diskolautstärke Ivory-Dancebeats raus
bis in Uhrzeiten hinein, bei denen ich mich frage, wieso die
anderen Hausbewohner nicht längst eingeschritten sind
oder die Polizei gerufen haben.
Die Gespräche, vor allem die der Frauen, sind so laut und
deutlich, als würden sie mit ihren Angehörigen im Heimatland
telefonieren - allerdings ohne ein Telefon ;-).
Die Musik ist beschwingt, eine hübsche Musik, die Tonleitern
stets auf Dur-Harmonien auflösend, versöhnlich, konstruktiv.
Es ist sehr selten, dass mich laute Musik fremder Menschen
nicht stört - aber diese hier bringt mich zum Lächeln.
Auf der anderen Seite des Hauses gegenüber wohnen
(glaube ich) Tschechen. Ich verstehe kein Wort von dem, was
sie sprechen.
Sie haben eine kleine Tochter und einen etwas
größeren Jungen, Matthäi.
Musik im Garten liegt ihnen nicht, dafür steht ein Trampolin
im Garten. Die Mutter hat eine rasch ins Keifende wechselnde
Stimme, wenn sie die Kinder ermahnen muss - was eigentlich
nur beim Jungen vorkommt, dafür aber zu fast zuverlässigen
Uhrzeiten und täglich.
Bei Matthäi kann man sich drauf verlassen, dass er morgens
unmittelbar nach dem Aufstehen entweder polternd irgendwo
gegen rennt und sich das Hirn anschlägt, oder den Fuß, oder
er macht irgendwas kaputt oder er nimmt seiner Schwester
etwas weg oder baut sonst irgendwie Scheiße, egal:
Er kriegt dann eine Ansage von Mama, und dann wird geplärrt.
Aber so richtig.
So, wie es Jungs halt viel besser und wehleidiger können
als viele Mädels. Von der kleinen Schwester hört man nämlich
bie was.
Die erste Minute redet Mama dann noch geduldig auf ihn ein,
versucht total sinnloserweise etwas Tröstendes, das scheitert
regelmäßig, also tuned sie hoch auf vorwurfsvoll und schrill
und dann wird das Geplärre lauter und AK-iger und dann
geht irgendwann entweder endlich eines der Fenster zu oder
vielleicht die Zimmertür und dann wird es leiser und nach
ein paar Minuten ist alles wieder okay.
Sämtliche anderen Nachbarn sind Deutsche, die allermeisten
auch Schwaben, also von hier, und vielleicht ist das der Grund,
dass man nahezu nichts von ihnen mitbekommt.
Ich nehme die Nachbarn mit Lebensfreude und Musik! Wäre zur Abwechslung mal was anderes als die Nachbarin, die ein Organ wie eine rostige Gießkanne hat und glaubt ein gekeiftes "Ich habe dir schon tausendmal gesagt, lass das sein!" sei die richtige Ansage für ihre dauerkläffende Handtaschentöle ... Der hört da so wunderbar drauf. Nicht. Und angeblich können Chihuahuas echt alt werden :-/
AntwortenLöschenChihuahuas sind glaube ich ein starkes Indiz für die Existenz einer Hölle, mithin ein Argument für die Existenz eines Himmels und eines Gottes.
LöschenUnd wo keine Musik ist - mach selber welche!
Ich empfehle Außenlautsprecher und "BREAK & ENTER" von THE PRODIGY.
Chihuahuas STEHEN auf THE PRODIGY!
Rostgießkannige Omis übrigens auch.