Etwa um 2010 herum wollte ich mir ein handliches,
schickes Netbook zulegen. Alle hatten damals Notebooks,
die zu diesem Zeitpunkt bei 13 Zoll Bildschirmdiagonale
begannen, alles darunter und kleiner hieß "Netbook",
Und das erste iPad war gerade erst vorgestellt worden
und noch gar nicht im Verkauf.
Und da kam Lenovo mit dem ideapad S12 um die Ecke:
Ein hübsches, weißes Gehäuse mit einer sensationell guten
Tastatur und einem klasse Display (das leider spiegelte).
Sinn und Zweck der Anschaffung war, einen Notfall-Windows-
Computer mit backups aller anderen Windowsrechner im Haus
zu haben, falls mal was wäre, außerdem eine ordentliche Tastatur
im Urlaub dabei zu haben fürs Bloggen und eine Sicherung
für die Kameraspeicherkarte aus der großen Kamera.
Außerdem: Sollte sich eine der Netzwerkkarten mal verabschieden
oder ich (nicht ganz selten) meine Netzwerkadapter-settings manuell
zerballern, hätte ich immer noch ein internetfähiges Gerät, das mir
wieder die funktionieren Treiber usw. würde herunterladen können.
Das Netbook war im Kreis der Computer gewissermaßen der Arzt
oder Sanitäter für die anderen, so erhielt er den Namen RATCHET
(wie jeder der Computer bei mir immer einen Transformer-Namen hatte).
Ratchet hatte mir mehr als einmal den Arsch gerettet.
Unvergessen, als der Hauptrechner mal urplötzlich keine Netzwerk-
Verbindung mehr herstellte und der Ausweichrechner mit rauchendem
Netzteil zeitgleich seinen Dienst einstellte.
Selbstverständlich an einem Samstag Abend, klar.
Ein anderes Mal hatte ich die spontane Eingebung, meine externe
200 GB- Sicherungs-Festplatte vom A*DI mit allen Fotos (und P0rn0s)
lieber nochmals zu sichern.
Ratchet war schneller zur Hand als die anderen Rechner,
und keine 15 Minuten nach erfolgreichem Abschluss der Sicherung
fing die A*DI- Festplatte laut an zu klackern und verabschiedete sich
danach für immer in den Ruhestand.
Und dann machte ich den entscheidenden Fehler, gegen das erste,
oberste Gebot als Computeranwender grob fahrlässig zu verstoßen:
Und so upgradete ich kurz vor Ende der kostenfreien Phase
von Windows 7 auf Windows 10.
Was für ein dummer, unverzeihlicher Amateurfehler.
Ab dem Moment lief Ratchet nur noch in Zeitlupe,
war ab dem Start permanent auf 99% CPU-Auslastung,
blies lärmend und heiß aus seinem seitlichen Lüfter und
ging bei einem der legendär schlecht gefertigten, unausgereiften
Windows 10-updates endgültig in die Knie, nachdem er ca. 20x
erfolglos dessen Installation zu bewältigen versucht hatte.
Von da an war er faktisch nicht mehr nutzbar.
Wie das so ist mit alten Freunden, langjährigen Wegbegleitern,
vertrauten Gefährten wollte ich nicht gleich handeln.
Es dauerte zwei, drei Jahre inklusive einer Scheidung, eines Umzugs
und einiger anderer ungeplanter Lebensinnovationen, bis ich mich
durchringen konnte, nach einem Nachfolger für Ratchet zu suchen,
den Sanitäter mit dem Aufkleber auf seinem Gehäuse, der sich
über Apple lustig macht.
Eines Morgens beim Kaffee sah ich im Netz ein günstiges Notebook,
gebraucht und schon einige Jahre alt.
Auch ein Lenovo - da macht man wenig falsch, sind halt
immer noch alte IBM-Gene in den Geräten.
Und mehr als 200 Euro hatte ich ohnehin nicht. Ein Treffer!
Mit der Kaffeetasse in der Hand überlegte ich nach einem neuen
Namen - und einen neuen Aufkleber würde der neue Autobot auch
brauchen, denn leider kannte niemand mehr die damalige
Bezugsquelle des "Anti-Apple-Stickers".
Mhhh....Kaffee?!
Bei Etsy fand ich den passenden Aufkleber, und irgendwie
wollte alles in mir wieder einen BUMBLEBEE im Haus haben.
Also dann: Leg Dich schlafen, Ratchet.
Deine Kumpels im Keller, die wegzuwerfen ich in all den Jahren
nie habe übers Herz bringen können, warten schon auf Dich.
Außerdem müsst ihr als TEAM eingelagert sein - wer weiß,
ob die Decepticons nicht eines Tages wieder....
Und herzlich willkommen an der Front, Bumblebee!
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