Es war einige Wochen, fast Monate still geworden zwischen uns,
aber die Wogen in ihrer Familie rund um meine Person hatten
sich erst wieder etwas glätten müssen.
Leider kam dabei auch sie, die sie seit Jahren um meinen Blog
wusste und niemandem davon erzählt hatte, dabei in die Linie
vom Scharfsachützen - denn etwas zu wissen und trotzdem dazu
zu schweigen, begründet Mittäterschaft.
Etwas, das unter etlichem Anderen ihr Vater mir vorgeworfen hatte,
bevor er die Freundschaft beendete.
Insofern war ich froh, glücklich, erleichtert, als wir uns wieder
schrieben und sie ein Treffen vorschlug.
Was ich nur zu gerne annahm, denn erstens mag ich sie sehr,
zweitens hatten wir uns monatelang nicht gesehen, drittens
freue ich mich über jeden aus "meiner alten Welt", der noch
mit mir redet.
Wie überhaupt nur noch jene mit mir Kontakt haben, die auch
schon länger Blogleser gewesen waren. Life is strange.
Als ihr Freund sie am vereinbarten Treffpunkt absetzt und sich
verabschiedet, sind es vielleicht 8°C draußen, nicht viel wärmer
jedenfalls, aber natürlich trägt sie bauchfrei.^^
Ich muss breit grinsen. Es steht ihr natürlich trotzdem super.
Wir setzen uns in den zwölften Apostel, bestellen drinks,
smalltalken uns warm. Lange wird es nicht dauern, bis es
ans Eingemachte geht.
Inzwischen fließt, so mein Eindruck, ab und an wachsende
professionelle Kenntnis aus ihren Psychologiestudium ein
in die Dinge, die sie sagt, die sie antwortet, die sie ausführt
zu meiner Person und dem Geschehenen.
Trotz der etlichen Dinge, über die ich nie hätte schreiben sollen,
trotz der manches Mal ungeeigneten Wortwahl aus meiner Feder,
aber DAS was nun passiert war, hätte man mir nicht antun sollen.
Sie grenzt sich deutlich ab von der Position ihrer Eltern, und an
einer Stelle wird sie dann etwas aufgebrachter.
"Weißt Du, das ist so strange... DIR werfen sie vor, Du hättest
versucht mich anzufassen, was nicht stimmt und was ich ihnen
auch gesagt habe, und Dein Kollege, der es wirklich versucht hat,
sitzt dann neben Papa und lässt sich seinen neuen Mercedes zeigen,
das ist ...einfach unfair."
Ich weiß meine Antwort darauf nicht mehr,
aber es war so etwas wie
"Das gehört manchmal im Leben dazu, dass man für etwas
beschuldigt wird, was man nicht gemacht hat, das passiert.
Aber wiederum sind das exzellente Gelegenheiten, herauszufinden,
wer Deine wirklichen Freunde sind."
Es entsteht eine kurze Stille.
Dann fragt sie, ob ich meine Freunde von früher vermisse,
bzw. wen.
Diese Antwort wiederum weiß ich noch ganz genau.
"Ich würde auf sie alle verzichten, wenn ich dafür Deinen Vater
zurückhaben könnte."
Und nach einem Moment der Betroffenheit kehren wir zurück.
Zurück ins Leben, ins hier und jetzt, zu schöneren Themen,
wir sprechen über Sex mit unseren Partnern, über die Zukunft,
über die Verschwiegenheit dieser Begegnung betreffend.
Und über einen möglichen, losen, zukünftigen Kontakt.
Als wir nach drei Aperol hinaustreten in die kühle Vorfrühlingsluft,
gehen wir noch ein paar Schritte mit ihrem Freund,
bevor wir uns umarmen.
Und verabschieden.
Auf ein andermal wieder, Bin.
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